Das ist durchaus eine Überraschung: Die Zuschauer, die online abgestimmt haben, möchten einen Kieler "Tatort" aus dem Jahr 2014 noch einmal sehen, der es seinen Zuschauern nicht unbedingt leicht macht.
Während der Urlaubszeit, die zumindest im Süden der Republik noch andauert, erinnerten sich die Zuschauer beim "Tatort"-Voting doch etwas überraschend an einen Ostsee-Fall aus dem Jahr 2014. "Seltsamer Fall, seltsame Frauen", lautet die filminterne Selbsteinschätzung des Kieler Kommissars Borowski (Axel Milberg). Zum einen wurde vor den Augen seiner Arbeitskollegen ein Mann erschossen. Doch die Leiche bleibt verschwunden. Zum anderen sind da drei Frauen, allesamt aus dem direkten Umfeld des Opfers, die sich – vorsichtig ausgedrückt – ziemlich rätselhaft verhalten. "Borowski und das Meer" erreichte bei seiner Premiere im Jahr 2014 insgesamt 9,99 Millionen Zuschauer. Jetzt wird er zur besten Sendezeit am Sonntagabend wiederholt.
Zunächst mal geht es in diesem Krimi um ein komplexes und darüber hinaus ziemlich trockenes Thema: Seltene Erden. Metalle also, die zur Herstellung von vielen Elektroprodukten benötigt werden: Handy, TV-Flachbildschirm, Windrad, PC. In China gibt es die größten Vorkommen, doch da der Westen sich nicht abhängig machen will, wird intensiv geforscht. Auch am Meeresboden. Wie groß die Folgen für die Umwelt beim Abbau der begehrten Stoffe sind, vermag noch keiner zu sagen. Jens Adam (Andreas Patton) ist Jurist bei der Firma Marex, die Rohstoffe in der Tiefsee abbaut. Offensichtlich wurden nun bei Neuseeland jene seltenen Erden entdeckt. Und ebenso offensichtlich ist es schon früh im Film, dass sich die Firma nicht an die Regeln hält. Am anderen Ende der Welt wurde nun gar ein Umweltschützer tot aufgefunden.
Als die Firma Marex auf einem Schiff eine Party feiert, kommt Jens Adam verspätet und sichtbar verstört hinzu. An Deck blickt er aufs Meer, dann plötzlich ein Schuss. Adam fällt schreiend ins Wasser. Zeugen der Tat rufen die Polizei, doch deren Suche nach der Leiche bleibt ergebnislos. Borowski und seine Kollegin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) haben zunächst Adams rätselhafte Ehefrau Marte (Nicolette Krebitz) im Visier. Zumal sie nicht sonderlich betroffen scheint, als sie vom Tod ihres Mannes erfährt. Mag sein, dass ein Grund dafür ist, dass ihr Mann die eine oder andere Affäre laufen hatte. Womöglich auch eine mit Dr. Amali Saunders (Florence Kasumba), Rätselfrau Nummer zwei, die sich wie Rätselfrau Nummer eins äußerst schweigsam gibt, nie wirklich eine Antwort auf die Fragen der Polizei gibt, aber vermutlich eher zu den Guten gehört. Sicher böse ist Rätselfrau drei, Sylvana Vegener (Karoline Eichhorn), Chefin von Marex. Sie würde wohl so einiges tun, um ihre Firma zum Erfolg zu führen. Aber Mord?
Im Mittelpunkt stehen, wie immer eigentlich, am Ende die Liebe und das Geld. Doch bis schließlich die Hintergründe aufgeklärt werden, geht es in diesem dialogreichen "Tatort" aus Kiel doch bisweilen etwas zäh voran. Das staubtrockene Thema "Seltene Erden" erweist sich zunehmend als hinderlich. Emotionale, mitreißende Momente sind selten. Dennoch lohnt es sich dranzubleiben. Zum einen aufgrund des gelungenen Finales. Zum anderen bietet der "Tatort" einige hübsche Überraschungen. Dass plötzlich der Schriftsteller Frank Schätzing ("Der Schwarm") in einer netten Nebenrolle auftaucht, ist nur eine von ihnen. "Kenne ich Sie nicht?", fragt ihn Borowski. "Nur wenn Sie Krimis mögen", lautet Schätzings Antwort. Ein origineller Moment ...
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH