Reportagereihe bei RTL

"Team Wallraff": Darmkeime und Schimmelbefall in Großküchen

09.06.2015, 07.37 Uhr
Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und sein Undercover-Team sind im Einsatz, um erschreckende Missstände aufzudecken.
Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und sein Undercover-Team sind im Einsatz, um erschreckende Missstände aufzudecken.   Fotoquelle: RTL / Stefan Gregorowius

Wie unappetitlich und unhygienisch es in manchen deutschen Großküchen zugeht, die Gerichte für Kitas, Schulen und Pflegeheime produzieren, ist am Montagabend in einer neuen Folge der Reportagereihe "Team Wallraff" dokumentiert worden.

Kurzfristig verlängert

Die aktuelle "Team Wallraff"-Ausgabe wurde kurzfristig um rund eine halbe Stunde verlängert. Jan Rasmus, Ressortleiter Investigativer Journalismus und Dokumentation bei RTL: " Das 'Team Wallraff' hat eine Fülle überraschender Einblicke in eine Branche bekommen, die eine hohe Verantwortung für die gesunde Ernährung ihrer zumeist jungen und alten Kunden trägt. Wir haben uns bei der Endproduktion zu der Sendezeitverlängerung entschieden, weil uns klar wurde, dass dieses komplexe Thema mehr Raum braucht."

Rund 14 Millionen Menschen - vom Kindergartenkind bis zum Senior - essen täglich Gerichte, die in einer Großküche produziert werden. Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und seine RTL-Reporterkolleginnen Stefanie Albrecht und Düzen Tekkal wollten wissen, unter welchen Bedingungen die Verpflegung für Kinder, alte und kranke Menschen hergestellt wird und was in den verkauften Gerichten enthalten ist.

Dazu arbeitete Reporterin Stefanie Albrecht im Herbst und Winter des vergangenen Jahres verdeckt in mehreren Großküchen. Ihre erste Station war die Firma vitesca in Wuppertal, die nach RTL-Angaben bis zu 25.000 Mittagessen für Kindergärten und Schulen in Deutschland zubereitet und mit drei Kochmützen zertifiziert ist - der laut "ag Schulverpflegung" höchsten positiven Bewertung.

Schimmelige Gurken für den Salat

Bereits in ihrer Probewoche wurde Albrecht angehalten, schimmelige Gurken zu verarbeiten, bzw. den mit Schimmel befallenen Teil einfach wegzuschneiden. Mehrfach entdeckte sie Waren, die nach dem sogenannten Cook- und Chill-Verfahren (erst kochen, dann innerhalb von 90 Minuten auf 3 Grad runterkühlen) nicht ordnungsgemäß "gechillt" wurden, um eine mögliche Keimbildung auszuschließen.

Weiter konnte die Reporterin diverse Fleischpackungen finden, deren gekennzeichnetes Verbrauchsdatum längst abgelaufen war. Bei mehreren Kisten Bio-Hackfleich, das zu "Chili con carne" verarbeitet werden sollte, war das Verbrauchsdatum laut Kennzeichnung sogar seit über neun Monaten abgelaufen. Eine Straftat, wie ein Anwalt für Lebensmittelrecht klarstellte.

In der Großküche der Duisburger Firma diversa, die täglich 600 Essen für Kindergärten und Grundschulen zubereitet, lernte Albrecht, wie dort zum Teil gekocht wird, ohne wirklich zu Kochen: Im Rahmen eines Praktikums erlebte sie, wie aus kalt zusammengerührten Zutaten wie Wasser, Tomatenpulver, Chilipulver, Dosengemüse und Soja-Hack ein "Chili sin Carne" zusammengerührt wurde, das erst in der Schule kurz vor der Ausgabe zum ersten Mal erhitzt werde.

Nachlässigkeiten im Umgang mit der Lebensmittelverarbeitung

Günther Wallraff selbst hatte sich in den Häusern der Marseille Kliniken AG verdeckt zum Probeessen angemeldet und seine Kollegin Düzen Tekkal schleuste sich dort als Küchenhilfe für ein Praktikum im letzten Jahr ein. Dabei wurden Nachlässigkeiten im Umgang mit der Lebensmittelverarbeitung und unhygienische Zustände aufgedeckt. So stellte ein Lebensmitteltechniker unter anderem Darmkeime und Schimmelbefall in diversen, heimlich genommenen Proben fest. (Hier geht's zur Stellungnahme des betroffenen Pflegeheims: "Die Ausforschung des verdeckten Ermittlers Felix Kohler").

Zudem schlüpfte Wallraff in die Rolle eines Catering-Inhabers, um herauszufinden, wie Großküchen besonders kostengünstig an Waren gelangen. Er traf verschiedene Lebensmittelgroßhändler und erfuhr, dass es spezielle Listen gibt, die nicht mehr frische oder kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehende Waren zum Schnäppchenpreis anbieten. Ersparnis? Bis zu 50 Prozent.

Sehen Sie hier die gesamte Folge online auf Abruf: www.rtl-now.de

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