"Tatort"-Check

Einzelgänger in Kitsch und Äktschn

29.05.2015, 15.26 Uhr
von Detlef Hartlap
Tatort-Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Tatort-Kommissar Andreas Hoppe (Mario Kopper) ermitteln in Ludwigshafen.
BILDERGALERIE
Tatort-Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Tatort-Kommissar Andreas Hoppe (Mario Kopper) ermitteln in Ludwigshafen.  Fotoquelle: SWR/Alexander Kluge

Lena Odenthal ist – Kopper hin oder her – eine Einzelgängerin, die sozusagen die Gemütsfraktion unter den Tatort-Zuschauern befriedigt. Ob man Inga Lindström oder Rosamunde Pilcher im ZDF guckt oder Lena Odenthal im Ersten, das macht keinen Unterschied. Die Kriminalfälle sind Billig-Poesie, den Groschenheften entliehen, wie man sie bei Bastei Lübbe bekommt. Die Dialoge streifen die Grenze des Unerträglichen.  

Fälle sind gut gemeinte Volkshochschule

Ähnliches gilt für die zweite Einzelkämpferin: Charlotte Lindholm alias Maria Furtwängler. Eine One-Woman-Show mit jeweils absurd großer Medien-Unterstützung. Wenn Frau Furtwängler Glück hat, wird ihr Spiel durch ein starkes Gegenüber aufgewertet, wie zuletzt durch einen bestens aufgelegten Heino Ferch. Aber die Fälle sind gut gemeinte Volkshochschule und dementsprechend didaktisch aufgebaut.

Ihr berühmtester Fall, der sich über zwei Folgen erstreckende "Tatort: Wegwerfmädchen", glich einer Aneinanderreihung vom Filmzitaten und litt unter einem zu geringen Maß Recherche. Denn das Thema Prostitution war im Prinzip gut gewählt, doch wird es in jedem zweiten Schweden-Krimi unaufwendiger und gekonnter inszeniert.

Überproduzierte Pyrotechnik-Krimis

Und Til Schweiger? Gehört er mit seinen überproduzierten Pyrotechnik-Krimis überhaupt in den Tatort? Wir wollen diese Frage nicht beantworten, doch der Hinweis sei gestattet: Äktschn à la Schweiger und Kitsch à la Furtwängler gehören in dieselbe Kategorie.

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