Ehepaare und Liebeskrisen
Die Ehe. Ein weiter Begriff. Drei bis vier Spielarten der Ehe werden uns im Kölner Tatort vorgeführt. Auch deshalb heißt er "Scheinwelten". Auch deshalb ist sein Unterhaltungswert ungewöhnlich hoch. Ehe Nummer eins fällt in die Kategorie: äußerlich wohlsituiert, innerlich abgestorben. Als in der Nachbarschaft die Leiche des Juniorchefs der Reinigungsfirma Broich ermordet aufgefunden wird, erschüttert dies in einem schleichenden Prozess die Ehe von Beate und Wolfgang von Prinz.
Er ist der Staatsanwalt, der dem Ballauf/Schenk-Team vorsteht, sie eine erfolgreiche Anwältin (Jeanette Hain). Sie hat eine Menge mit den Broichs, besonders mit dem an Bett und Rollstuhl gefesselten Seniorchef (Hans Peter Hallwachs), zu tun. In guten Zeiten hat Wolfgang von Prinz (Christian Tasche) seiner Frau die Verfügungsgewalt über Geld, Konten und Steuern eingeräumt, und so recht hat er wohl nie gemerkt, dass die guten Zeiten vorbei sind. Am Ende, als es nichts mehr zu kitten gibt, wird sie ein Tränchen verdrücken und fragen: "Sag mir eins: Warst du auch nur einmal richtig scharf auf mich?"
"Putzen, Puff oder deutschen Mann heiraten"
Ehe Nummer zwei wurde angeblich hinter Gefängnismauern geschlossen. Adjoa und Frank Götze, sie aus Ghana, er ein armes Schwein, führen eine Scheinehe, aus der Liebe geworden ist. Ein Pärchen, das auf traurige Weise für sich einnimmt. Ehe Nummer drei gehört zu denen, die nicht zustande kommen. Die Ukrainerin Irina hat Chemie studiert, doch gibt sie sich keinen Illusionen hin, was ihr Aufenthaltsrecht in Deutschland angeht: "Putzen, Puff oder deutschen Mann heiraten." Sie putzt, spart und hofft auf den Richtigen. Die vierte Ehe? Klar, Ballauf und Schenk. Eines Tages feiern Sie ihr Silbernes auf dem Rhein. Dass sie sich diesmal weniger jovial kölsch geben als auch schon, tut der Sache gut. Schenk (Dietmar Bär) darf sich wenigstens einmal nach Hause zum Abendessen mit seiner Familie verabschieden. Umso einsamer bleibt Ballauf (Klaus J. Behrendt) zurück.
Und noch eine Scheinwelt: Schlagerstar Ela, die Schenk so gut kennt, hat es natürlich nie gegeben. Aber die Filmmusik von Martin Tingvall ist erste Sahne. Allein dafür ...
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