Near-Future-Thriller von Netflix

Alle Infos zum deutschen Streifen „Paradise“ mit Iris Berben

24.07.2023, 14.58 Uhr
von Pamela Haridi
Im Thriller "Paradise" müssen Menschen mit ihren Lebensjahren zahlen.
Im Thriller "Paradise" müssen Menschen mit ihren Lebensjahren zahlen.  Fotoquelle: Netflix

Im neuen Near-Future-Thriller „Paradise“ sind Lebensjahre zum Zahlungsmittel geworden. Kostja Ullmann kämpft gegen Iris Berben um die Erstattung von 40 Lebensjahren seiner Frau.

Lebensjahre als Zahlungsmittel – im neuen Netflix-Thriller „Paradise“ ist dies möglich

Das Wertvollste, was wir besitzen, ist das Leben selbst. Keiner weiß, wann es endet – die Endlichkeit kann jeden von uns sekündlich ereilen. Je älter wir werden, desto mehr verstehen wir das Leben und seine Kostbarkeit. Wäre es nicht revolutionär, wenn wir uns Lebenszeit einfach kaufen könnten? Wie viel wäre uns das Plus an Lebensjahren wert? Ist das Leben des einen wertvoller als das des anderen? Diese und weitere Fragen drängen sich den Zuschauern des neuen Near-Future-Thriller „Paradise“, zu sehen ab 27. Juli 2023 auf Netflix, unweigerlich auf.

Die Handlung

„Paradise“ nimmt uns mit in die nahe Zukunft, in der es möglich ist, eigene Lebenszeit gegen Geld einzutauschen. Doch wer handelt damit, und wer würde Jahre seines Lebens gegen Geld eintauschen? Max (Kostja Ullmann) ist von diesem Konzept überzeugt und bewirbt es in Verkaufsgesprächen völlig skrupellos. Genau in einem solchen Gespräch steigt der Film ein: Max bietet einem jungen Mann in einem Flüchtlingslager 700.000 Euro für 15 Jahre seines Lebens. Als Bonus erhielte er zusätzlich die deutsche Staatsbürgerschaft. Vor dem Hintergrund, dass seine Familie auf einen Schlag alle finanziellen Sorgen über Bord werfen und eine neue Existenz aufbauen könnte, erscheinen ihm 15 Jahre nicht viel. Max ist smart, weiß mit Worten umzugehen und wird schon kurz darauf zum „Donation Manager“ des Jahres erkoren. Mit ihm hat der milliardenschwere Konzern AEON zweifelsohne einen talentierten Star-Verkäufer an Land gezogen. Unter der Leitung von Sophie Theissen (Iris Berben) ist es dem Pharmaunternehmen gelungen, eine Technologie zu entwickeln, mit der sich Lebenszeit vom einen auf den anderen Menschen übertragen lässt. Den Spendern winken hohe Geldsummen. Lebensjahre können beispielsweise auch zum Absichern eines Kredits eingesetzt werden. Im Fall der Zahlungsunfähigkeit würde diese Sicherheit fällig werden - mit der Folge, dass der Schuldner quasi „über Nacht“ um den vereinbarten Gegenwert in Lebensjahren altern würde.

 

Iris Berben spielt im Thriller die Leiterin eines mächtigen Pharmaunternehmens. Bildquelle: Netflix

Max führt mit seiner Frau Elena (Marlene Tanczik) ein nahezu perfektes, komfortables Leben – bis es zu einem folgenschweren Brand in ihrer gehoben ausgestatteten Wohnung kommt. Als ob der Brand an sich nicht schon ärgerlich genug wäre, weigert sich zu allem Überfluss auch noch die Versicherung, den Schaden zu regulieren. Aber es soll noch schlimmer kommen: Bei der Aufnahme des Wohnungsdarlehens hatte Elena ohne das Wissen ihres Mannes einen Teil ihrer Lebenszeit als Sicherheit hinterlegt. Ein Gericht verfügt deswegen, dass vereinbarungsgemäß 38 ihrer kostbaren Lebensjahre sofort fällig werden. Zum Ausgleich der Schulden muss Elena sich einer von AEON patentierten Operation unterziehen. Max wird plötzlich das ganze Ausmaß der Konsequenzen klar, die mit der Abgabe von Lebensjahren verknüpft sind. Er und die um Jahre gealterte Elena (jetzt dargestellt von Corinna Kirchhoff) fühlen sich um ihre gemeinsame Zukunft betrogen. Max versucht alles, um für seine Frau die verlorene Zeit zurückzuholen. In seiner Verzweiflung wendet er sich sogar direkt an die mächtige AEON-Chefin Theissen - vergebens! Als Max erfährt, wer der Nutznießer von Elenas Lebenszeit ist, greift er zu extremen Maßnahmen. Diese zwingen das Paar dazu, ihre Heimat zu verlassen und ihre bisherigen Moralvorstellungen über Bord zu werfen.

Science-Fiction made in Germany – Netflix war sofort überzeugt

Gemeinsam mit den Drehbuchautoren Peter Kocyla und Simon Amberger trug Regisseur Boris Kunz die Idee des Filmes lange Zeit in sich. Es vergingen insgesamt zehn Jahre, in denen immer wieder am Inhalt gearbeitet wurde. Das „Wie“ der Technologieumsetzung zu erklären, sollte nicht das Ziel sein. Kern der Überlegungen war vielmehr die Frage, was diese Erfindung für die Menschen bedeuten könnte. Diejenigen, die es sich leisten können, würden auf Kosten derer, die gezwungen wären, Jahre ihres Lebens zu verkaufen, praktisch unsterblich werden. „Dass Lebensjahre käuflich sein könnten, erscheint uns unvorstellbar. Das Prinzip der Gleichheit aller Menschen, ein Fundament unserer Gesellschaftsordnung, wäre endgültig passé. „Paradise“ wagt einen neuen Blick auf die uralte Frage nach dem Wert des Lebens.“, so Simon Amberger im Gespräch mit Netflix. Der Streaming-Dienst war es schließlich, der dem Film die Chance gab, Realität zu werden. Deutschland ist nicht gerade für seine Sci-Fi-Produktionen bekannt. Deutschen Filmschaffenden zu ermöglichen, sich an der Produktion eines Sci-Fi-Thrillers auszutoben, könnte ein erfrischend vielversprechendes Gedankenspiel mit der Einladung zu spannenden, sozialkritischen Debatten hervorbringen. „Die faszinierenden Charaktere und die moralische Frage „Würdest Du Deine eigene Lebenszeit für Geld verkaufen?“ haben uns sofort überzeugt. „Paradise“ findet eine kluge und sehr spannende Antwort darauf, die geeignet ist, ein weltweites Publikum zu begeistern. Mit der NEUESUPER haben wir den perfekten Partner für die Umsetzung gefunden.“, erklärt der deutsche Film-Manager bei Netflix, Lars Wiebe.

Max (Kostja Ullmann) kämpft im Film um die Lebensjahre seiner Frau. Bildquelle: Netflix

Ein hochgelobtes Endergebnis – Prädikat „sehenswert“

Mit „Paradise“ präsentiert Netflix am 27.07.2023 die wohl teuerste deutsche Eigenproduktion, die schon jetzt von Filmkritikern als einer der „hochwertigsten deutschen Spielfilme der letzten Jahre“ gelobt wird. Nicht nur die hervorragende visuelle Umsetzung und das spannende Drehbuch, welches die Zuschauer bis zum Schluss fesselt und mit ethischen Grundsatzfragen konfrontiert, zeichnen sich verantwortlich für diesen einzigartigen Spielfilm. Es ist vor allem die hochkarätige Besetzung und deren Spielfreude, die förmlich dazu auffordern, eine eigene Haltung zu den Entscheidungen der Protagonisten zu entwickeln. Der Film begeistert mit einer Science-Fiction-typischen Einführung in eine Welt voller Dystopie. Schon bald nimmt die Handlung des Films Wendungen, die den Zuschauer auf eine falsche Fährte locken und ihn fasziniert an sich binden. Darüber hinaus kommen im Laufe der 120 Minuten Spielzeit gleichwohl Thriller- und Action-Film-Fans auf ihre Kosten. Besonders eindrucksvoll, emotional aufwühlend und tieftraurig ist das Spiel von Kostja Ullmann, der versucht, mit dem extremen Alterungsprozess „seiner Elena“ umzugehen.

Sci-Fi mit einem Fünkchen Realität?

„Paradise“ gelingt der Spagat zwischen Unterhaltung und Tiefgang meisterlich. Unweigerlich kommt die Frage auf, wie es um die Moral eines solchen Tausches bestellt ist, und zwar selbst dann, wenn beide Seiten mit ihm einverstanden sind. Klar erkennbar wird auch die Schere zwischen Arm und Reich. Im Film wird das Leben mehrerer Nobelpreisträger verlängert, damit diese noch mehr Gutes für die Welt tun können. Für ihre Lebensverlängerung zahlen andere. Wie viel ist deren Leben wert? Weniger als das der Nobelpreisträger? Fragen, die durchaus Ungerechtigkeiten unserer heutigen Gesellschaft widerspiegeln. Besonders beklemmend: Auf dieser Erde, in unserer Mitte, leben schon heute Menschen, deren Not so groß ist, dass sie keinen anderen Ausweg sehen, als ihre Körper, ihre eigenen Organe zu verkaufen. Bedenkt man, das Amazon-Gründer Jeff Bezos tatsächlich in eine dem Film ähnelnde Bio-Technologie investiert, wird deutlich, dass diese Fragen längst nicht mehr rein hypothetischer Natur sind. Wozu sind wir Menschen fähig? Wird in naher Zukunft der Schlüssel zu ewigem Leben gefunden? Wer wäre Nutznießer und wer lieferte die „Ware“? Wie viel ist Ihnen Ihr eigenes Leben wert?

„Paradise“ ab 27.07.2023 auf Netflix

Neben Kostja Ullmann und Iris Berben konnten Corinna Kirchhoff, Marlene Tanczik, Lisa-Marie Koroll, Alina Levshin, Lorna Ishema, Numan Acar und Lisa Loven Kongsli als Darsteller gewonnen werden. Das Drehbuch stammt von Peter Kocyla, Simon Amberger und Boris Kunz, der auch Regie führte. „Paradise“ ist eine Produktion von Simon Amberger, Korbinian Dufter und Rafael Parente von der NEUESUPER GmbH für Netflix.

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