"Der Beschützer": Hochspannender Thriller, der anfangs verwirrt
"Der Beschützer" liefert einen hochspannenden Thriller, der anfangs für Verwirrung sorgt. Ein rasanter Film, bei dem ein BKA-Mann und eine Kronzeugin auf der Flucht vor international operierenden Gangstern sind.
Es ist schon ein bisschen gemein, was die Drehbuchautoren Michael Ehnert und Oke Stielow mit ihren Zuschauern machen. Zu Beginn ihres hochspannenden Films "Der Beschützer" bewerfen sie das Publikum nur so mit Fakten und Namen, skizzieren ein Wirtschaftskomplott von internationalen Dimensionen und landen schließlich gar am Internationalen Seegerichtshof in Hamburg, einer Institution, von der wohl selbst die meisten Bewohner der Hansestadt noch nie etwas gehört haben. Irgendwann aber nimmt ihr Thriller eine scharfe Kurve, gibt Gas – und wandelt sich in ein gradlinig erzähltes Action-Feuerwerk.
Darum geht es in "Der Beschützer"
Nach einem kurzen Prolog, der auf dem Hof des BKA-Personenschützers Jan Schäfer (Tobias Oertel) spielt, geht es in die ägyptische Hafenstadt Port Said. Fiona Weibel (Marlene Tanczik), Mitarbeiterin einer Reederei, versucht von einem Hotelzimmer aus, ein festgesetztes Schiff ihres Arbeitgebers freizubekommen. Der Frachter wurde offenbar von den ägyptischen Behörden beschlagnahmt.
Dann geht alles ganz schnell: Zwei Männer dringen in das Hotelzimmer ein, erschießen das Wachpersonal und schließlich Weibels Chef, den millionenschweren Reederei-Besitzer. Weibel selbst kann in letzter Sekunde entkommen. Und sie will aussagen: gegen ihren Chef und dessen Kinder. Denn die haben auf ihren Schiffen Rohstoffe geschmuggelt, mit denen sich Giftgas produzieren lässt, das schließlich in Ländern wie Libyen und Syrien eingesetzt wurde.
Viel Handlung für 90 Filmminuten
Weil das Ganze eine Angelegenheit ist für den erwähnten Seegerichtshof, wird Fiona Weibel nach Hamburg überstellt. Vor ihrer Aussage soll sie für ein paar Tage in Sicherheit gebracht werden. In Deutschland nehmen sie BKA-Mann Schäfer und dessen Kollege Marco Lansing (Slavko Popadic) in Empfang, um sie in ein sicheres Versteck zu bringen. Denn hinter Weibel sind nicht nur die Männer her, die in Port Said ihren Chef erschossen haben, sondern auch dessen Kinder. Die Reederei-Erben wollen verhindern, dass Weibel zur Kronzeugin gegen sie wird.
All das wäre schon mehr als genug für einen Zweistünder oder gar eine mehrteilige Fernsehserie. Regisseur Philipp Osthus und seine beiden Drehbuchautoren packen in ihre sehr kompakten 90 Filmminuten aber noch weitere Handlungsstränge, etwa jenen der Justizmitarbeiterin Rasha (Sabrina Amali), die am Internationalen Seegerichtshof ermittelt und dabei allerlei Ungereimtheiten aufdeckt.
Das Gute aber ist: Man muss all das nicht im Detail verstehen, um viel Spaß zu haben an "Der Beschützer". Denn der Spannung tut der überfrachtete Unterbau des Films keinen Abbruch. Die Verfolgungsjagden sind rasant, die Dialoge knackig, die Charaktere interessant. Personenschützer Schäfer etwa mag zwar ein sehr schweigsamer Kerl sein, in seinem Inneren aber brodelt es, weil er seine drogensüchtige Schwester sucht, um mit ihr den elterlichen Bauernhof zu verkaufen. In der Vergangenheit ist dort etwas vorgefallen, das der Film nur andeutet.
Der Beschützer – Sa. 16.09. – ARD: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH