Legendärer Regisseur

"Fitzcarraldo": Themenabend zum 80. Geburtstag von Werner Herzog

05.09.2022, 08.17 Uhr
von Johann Ritter

Werner Herzog und Klaus Kinski zofften sich bis zum Gehtnichtmehr, doch sie drehten das ein oder andere Meisterwerk zusammen. So wie "Fitzcarraldo", der nun bei ARTE zu sehen ist.

ARTE
Fitzcarraldo
Drama • 05.09.2022 • 20:15 Uhr

Es gibt keine Kinskis mehr. Keine mehr, an denen man sich reiben könnte. Keine mehr, die zu ignorieren unmöglich wäre. Das Publikum kannte ihn als Irrsinnigen, als Revoluzzer in ureigener Sache, als Selbstdarsteller und als Besessenen. Aber auch als exzellenten Schauspieler zwischen Mainstream-Wallace und Mitleid erregendem Abenteurer in den Filmen Werner Herzogs. "Fitzcarraldo" (1981), für den Herzog in Cannes die Regie-Palme gewann, ist einer davon. Ein Fiebertraum, besessen angetrieben von dem Hass-Liebe-Duo Klaus Kinski und Werner Herzog, das sich bei den Dreharbeiten in Südamerika fast gegenseitig umbrachte. ARTE wiederholt diesen großen Film – ganz pünktlich zu Werner Herzogs 80. Geburtstag am 5. September.

Fitzcarraldo (Kinski) ist besessen von der Oper und liebt sein Grammofon, aus dem fortwährend die Stimme Carusos ertönt. Und er ist entschlossen, mitten im Amazonas-Urwald ein riesiges Opernhaus zu bauen. Finanzieren will Fitzcarraldo das mit der Gewinnung von Kautschuk. Dafür muss er in ein Gebiet vordringen, das noch kein Weißer betreten hat. Die Indios, die ihm bei seinem Vorhaben zu helfen scheinen, haben jedoch etwas anderes im Sinn.

Sie sollen das Schiff, mit dem sie unterwegs sind, über einen unüberwindbaren Berg ziehen, um gefährliche Stromschnellen zu umgehen. Ein Unterfangen, das der Regisseur, der wie sein Protagonist die Oper liebt, wirklich ausführen ließ. Ohne technische Hilfsmittel, nur mit der Kraft der Hände der Darsteller und der etwa 4.000 Indio-Komparsen. Herzog wollte, wie Kinski auch, das Äußerste, ihrem Streben nach größtmöglichen Herausforderungen haben sie mit "Fitzcarraldo" im Prinzip selbst ein Denkmal gesetzt.

Herzog: "Ich war der Gefährlichere von uns beiden"

Herzog suchte und besetzte Kinski, "weil alleine zählt, was hinterher auf der Leinwand sichtbar ist". Über die Arbeit mit dem an der Grenze zum Wahnsinn lebenden Kinski sagt Herzog hinterher: "Ob das anstrengend ist, mit dem Saukerl zu arbeiten, spielte ja gar keine Rolle. Ich hatte mich auch immer mit genügend Philosophie gewappnet, um dem standhalten zu können. Ich war wohl auch der Gefährlichere von uns beiden, weil ich zum Äußersten entschlossen war."

ARTE zeigt "Fitzcarraldo" als Auftakt des Themenabends "Happy Birthday, Werner Herzog!", der im Anschluss (um 22.45 Uhr) mit dem Dokumentarfilm "Flucht aus Laos" (1997) fortgesetzt wird. Darin erzählt Werner Herzog die unglaubliche Lebensgeschichte des 2001 verstorbenen deutsch-amerikanischen Kampfpiloten Dieter Dengler, der einst als Kriegsgefangener im Dschungel von Laos um sein Leben kämpfte und später unter immer wiederkehrenden Albträumen litt, von denen er in dem Dokumentarfilm berichtet.

Das BR Fernsehen wiederum ehrt Werner Herzog mit der TV-Erstausstrahlung seines Films "Herz aus Glas" (1976) am Montag, 5. September, um 23.35 Uhr. Josef Bierbichler spielt den Hellseher Hias, der in einem kleinen bayerischen Dorf einen seltsamen Auftrag zu erfüllen hat: Nach dem Tod des Glasbläsermeister Mehlbeck soll er dessen Wissen über die Herstellung des wertvollen Rubinglases aus dem Reich der Toten zurückholen und so die Dorfgemeinschaft vor Ruin und Wahnsinn bewahren. Doch stattdessen empfängt Hias ganz andere Visionen, die die totale Zerstörung durch Weltkriege im Europa des 20. Jahrhunderts vorhersagen.

Fitzcarraldo – Mo. 05.09. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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