Politthriller bei ARTE

"Gefährliche Wahrheit": Eine Lokalreporterin sucht Antworten

14.07.2023, 08.15 Uhr
von Franziska Wenzlick

Lokalreporterin Maren Gehrke (Lisa Maria Potthoff) will wissen was hinter dem Brand in einem Wohnblock steckt. Hier finden Sie alle Infos zum Politthriller von Jens Wischnewski.

ARTE
"Gefährliche Wahrheit"
Thriller • 14.07.2023 • 20:15 Uhr

Blaulicht, Rauchschwaden, gaffende Menschenmassen: Ein Wohnblock steht in Flammen. Viele Schaulustige zücken ihre Handykameras. Sie filmen, während die Einsatzkräfte versuchen, das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Inmitten des Getümmels befinden sich auch die Journalistin Maren Gehrke (Lisa Maria Potthoff) und ihr Kollege Hans Buttke (Uwe Preuss) – immerhin liegt bei einem derart verheerenden Brand die ganz große Story nur ein tragisches Schicksal entfernt. Selbiges ist schnell gefunden: ein Mann (Sahin Eryilmaz), augenscheinlich verzweifelt, der seine Tochter aus dem Haus trägt und nach seinem Sohn schreit, der sich noch in der brennenden Wohnanlage befindet.

"Dahinten", sagt Maren. "Der mit dem Kind." Hans knipst. Es ist das perfekte Motiv für die Titelseite: ein weinender Vater mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm. Im nächsten Moment die Entwarnung, gänzlich herzlos scheint das Duo mit den Pressewesten dann nämlich doch nicht geraten zu sein. Stattdessen läuft Maren auf den Mann zu, nimmt ihm das Kind ab und beginnt mit der Herzdruckmassage, bis ihr ein Sanitäter zu Hilfe eilt.

Kann es wirklich Zufall sein?

Tatsächlich, wie dem Publikum in Jens Wischnewskis Politthriller "Gefährliche Wahrheit" – nach der Erstausstrahlung 2021 nun als Wiederholung zu sehen – bereits in den nächsten Szenen unmissverständlich signalisiert wird, gehören Maren und Hans zu den Guten. Die Skrupellosen, das sind die anderen: Etwa Marens junge Kollegin Sarah Karimi (Almila Bagriacik), die stets auf reißerische Headlines und fragwürdige Methoden setzt, um die Karriereleiter bei der Lokalzeitung hochzuklettern.

Auch sonst scheint es recht korrupt zuzugehen in der fiktiven Stadt, die Regisseur Wischnewski gemeinsam mit Drehbuchautorin Silke Zertz ("Wir sind das Volk – Liebe kennt keine Grenzen") zum Dreh- und Angelpunkt dieser leider etwas freudlos geratenen Geschichte auserkoren hat. Maren, die um jeden Preis herausfinden will, was wirklich hinter dem Brand steckt, findet sich schon bald im Mittelpunkt zahlreicher Verschwörungen wieder. Wieso mussten drei Menschen – darunter auch der 14-jährige Sohn des Mannes, der dank Maren und Hans die Titelseite der Zeitung ziert – ihr Leben lassen? Hat der neue Eigner der bereits vor dem Brand baufälligen Siedlung damit zu tun? Oder handelt es sich schlichtweg um einen Zufall, dass während Marens Ermittlungen wichtige Zeugen und Informanten sterben?

Für einen düster-unterhaltsamen Freitagabend

Eigentlich spräche so vieles dafür, dass "Gefährliche Wahrheit" funktionieren könnte und sollte: Da sind zum einen Jens Wischnewski, der 2020 für seinen grandiosen Tatort "Anne und der Tod" zu Recht für einen Grimme-Preis nominiert wurde, und Silke Zertz, die für ihre Drehbücher bereits zweifach mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Zum anderen ist da natürlich Lisa Maria Potthoff, die die Figur der ruhigen und gleichermaßen unnachgiebigen Journalistin genauso souverän spielt wie ihre ARD-Actionrolle Sarah Kohr.

Und trotzdem: Irgendwie will diesem Thriller nicht gelingen, das fraglos große Potenzial auch auszuschöpfen. "Gefährliche Wahrheit" gestaltet sich über lange Strecken hinweg zu langatmig, zu oberflächlich – und das, obwohl die Handlung intelligent und die Figuren glaubwürdig und gut durchdacht sind. Zu vieles wird jedoch nur angedeutet, zu wenig wirklich auserzählt in dem anderthalbstündigen Film, der trotzdem gut genug ist für einen düster-unterhaltsamen Freitagabend.

"Gefährliche Wahrheit" – Fr. 14.07. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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