Film im Ersten

"Ich gehöre ihm" – in den Fängen eines "Loverboys"

16.11.2022, 07.55 Uhr
von Jasmin Herzog

Eine 15-Jährige aus gutem Hause verliebt sich in einen 19-Jährigen. Was sie nicht ahnt: Ihr neuer Freund ist ein "Loverboy", der sie bald zur Prostitution zwingen wird.

ARD
"Ich gehöre ihm"
Drama • 16.11.2022 • 20:15 Uhr

"Ich habe mich in dich verliebt!" – Bei der 15-jährigen Caro (Anna Bachmann) stellt das Liebesgeständnis ihres 19-jährigen Freundes Cem (Samy Abdel Fattah) ihr gesamtes Leben auf den Kopf. Alles verändert sich – aber nicht zum Positiven. Als Caros Mutter Anna (Maria Simon) und ihr Vater Christian (Bernd Michael Lade) merken, dass etwas mit ihrer Tochter nicht stimmt, ist es schon zu spät. Caro isoliert sich immer mehr von ihrer Familie und ihren Freunden. Als Cem sie schließlich zur Prostitution zwingt, gibt es scheinbar keinen Weg zurück. Regisseur Thomas Durchschlag hat mit dem Drama "Ich gehöre ihm", welches nun im Ersten wiederholt wird, großen Mut bewiesen. Doch bei aller Dramatik vermag es der Film leider nicht, den Zuschauer wirklich emotional zu berühren.

Cem ist ein sogenannter "Loverboy". Das bedeutet, dass er meist minderjährigen Mädchen erst die Sterne vom Himmel holt, sie anschließend in eine Art psychische Abhängigkeit treibt, um sie letztlich mit Gewalt und Drohungen zum Anschaffen zu zwingen. Das Phänomen hat seinen Ursprung vor allem in Belgien und den Niederlanden. Eine Einblendung am Ende des Films klärt allerdings darüber auf, dass auch in Deutschland die Zahl der angezeigten Fälle gestiegen ist.

Was das Drama sehr plausibel aufzeigt: Loverboys finden ihre Opfer nicht nur in vermeintlichen Problembezirken. Mädchen aus allen Gesellschaftsschichten gehen diesen skrupellosen Männern ins Netz. Für das Drehbuch von "Ich gehöre ihm" wurde mit Betroffenen gesprochen, um dem Film mehr Authentizität zu verleihen.

Doch genau die Authentizität ist das Problem. Man mag einfach nicht glauben, dass ein 15-jähriges Mädchen aus halbwegs guten Verhältnissen ohne Existenz-Ängste sich heutzutage von einem schmierigen Typen mit billigen Sprüchen so leicht einlullen lässt. Bis zum Ende zweifelt man die Realitätsnähe der Geschichte an, nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Als am Ende gezeigt wird, dass das Ganze auf wahren Begebenheiten beruht, ist es vielleicht schon zu spät. Und auch, wenn Anna Bachmann in ihrem ersten Film wirklich ordentliche Arbeit leistete – so ganz gelingt es ihr nicht, den Zuschauer auf emotionaler Ebene anzusprechen.

"Ich gehöre ihm" – Mi. 16.11. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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