Interview mit "Miss Merkel"-Star

Abenteuerlust statt Vorstandsjob

13.03.2023, 12.32 Uhr
von Marcus Italiani
Katharina Thalbach als Miss Merkel.
Katharina Thalbach als Miss Merkel.  Fotoquelle: RTL / Maor Waisburd

Katharina Thalbach mimt in einer neuen Krimi-Reihe „Miss Merkel“, ein Mischwesen aus Ex-Kanzlerin und Hobbydetektivin. prisma wollte wissen, wie sie bei den vielen Einflüssen, die diese Figur geprägt haben müssen, am Ende zu dem Ergebnis kam: Ich schaffe das.

Frau Thalbach, wie nah wollten Sie Ihre Figur an die „echte“ Angela Merkel heranbringen?

Miss Merkel ist eine Kunstfigur, und ich kann mich sowieso nur annähern. Aber das mit Freude.

Wie lange haben Sie sich vorab mit der ehemaligen Kanzlerin beschäftigt?

16 Jahre lang. Solange war sie ja Kanzlerin und dadurch äußerst präsent in guten und in schlechten Zeiten. Nun ja, und ich durfte sie ja schon einmal spielen, und da habe ich natürlich sehr viele Dokumentationen gesehen, die auch noch im Hirn abrufbar waren.

Einige der Marotten der Hobby-Detektivin sind tatsächlich eher der originalen Miss Marple entlehnt. Was war das Herausfordernde daran, die beiden Charaktere zusammenzuführen?

Genau diese Fantasie von David Safier, dass man als pensionierte Bundeskanzlerin nicht einen hochdotierten Vorstandsjob annimmt, sondern eine neugierige Rentnerin mit Abenteuerlust wird. Ich liebe Miss Marple und generell Agatha Christie, bin mit großer Leidenschaft Hercule Poirot auf der Bühne und dieses Zwitterwesen MerkelMarple zu spielen, war die Freude an dieser Arbeit.

In einer Szene aus dem des Films wohnen Sie einem besonders schlechten Laien-Schauspiel bei. Ist es für passionierte Schauspieler besonders schwer, sich in wirklich stümperhafte Schauspielkunst hineinzuversetzen?

Ich musste ja nicht auf die Laienbühne, sondern war nur Zuschauerin mit meinem Gatten und als solche haben wir schon gelitten. Aber meine passionierten Kollegen auf der mittelalterlichen Bühne hatten sehr viel Spielfreude, auch als Stümperer.

Was fasziniert Sie an der Miss Merkel-Buchreihe, und wodurch unterscheidet sich die filmische Adaption?

Es sind natürlich Figuren und Situationen weggefallen, sonst wäre man nicht auf Spielfilmlänge gekommen. Kleine Überraschungen kamen dazu. Lesen und gucken, beides schön.

Sie haben gesagt: „Safier spinnt und ich kann auch spinnen, das macht es für mich äußerst amüsant." Wo haben Sie bei Ihrer Interpretation besonders gesponnen?

Ja, so ein bisschen durfte ich auch improvisieren, besonders mit dem Mops.

Sie sind als Schauspielerin bereits durch alle Phasen dieses Berufs gegangen. Seit frühester Kindheit in Theater, Film und TV zu sehen – Sie spielten Drama, Komödie, Mehrteiler, alle Generationen von unterschiedlichen Menschen, waren vor und hinter der Kamera beschäftigt. Was fordert Sie heute noch, was wünschen Sie sich?

Also ich wünsche mir: eine Agentenkomödie, einen unheimlichen Thriller, fünf Rollen als sehr aktive alte Dame, bitte einmal im Mittelalter und noch 30 Jahre Märchen erzählen dürfen. Aber auf mich hört ja keiner.

Sie haben mal gesagt: „Ich bin es müde, anderen Leuten zu sagen, was sie tun sollen“, und damit Spekulationen über Ihren Abschied vom Regiestuhl ausgelöst. Lässt sich der Job des Regisseurs auch anders interpretieren?

Mit Sicherheit, der Satz ist sehr verkürzt. Ich freue mich sehr, wenn ich gute Filme und Bühneninszenierungen sehe. Mit guter Regie wachsen wir Schauspielerinnen und Schauspieler, und wir brauchen Ideen, Phantasie und Kraft. Ich selber habe Regie immer geliebt, aber das Spielen steht für mich im Mittelpunkt.

Wie steht es um Ihr Kunstgeschichtsstudium?

Kommt alles noch. Wie gesagt: ich bin eine neugierige Rentnerin.

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