Krimi im Ersten

"Nord bei Nordwest": Geldregen für die Canasta-Runde?

12.01.2023, 08.09 Uhr
von Wilfried Geldner

Ein angeschossener Fahrer platzt mit seinem Auto mitten in die Canasta-Runde des örtlichen Bestatters. Der Mann hat einen Haufen Kohle in seinem Wagen. Was für ein Auftakt in den neuen "Nord bei Nordwest"-Film!

ARD
Nord bei Nordwest – Canasta
Krimikomödie • 12.01.2023 • 20:15 Uhr

Das Ostseeörtchen Schwanitz zieht das Böse zweifellos magisch an, und so bekommen die Dorfpolizisten Hauke Jakobs (Hinnerk Schönemann) und Hannah Wagner (Jana Klinge) doch immer wieder alle Hände voll zu tun, um die Ordnung wieder herzustellen. Möglich aber auch, dass das Böse in Schwanitz selbst zu Hause ist. Als nämlich in der Folge "Canasta" (Drehbuch: Niels Holle, Regie: Felix Herzogenrath) ein Transporter mit tödlich getroffenem Fahrer in den Garten des Leichenbestatters Töteberg rast und mit der Bitte: "Keine Polizei!" auf die riesige Geldmenge in seinem Auto verweist, sieht sich die allwöchentliche Schwanitzer Canasta-Runde moralisch herausgefordert. 

Nach und nach legen Töteberg (Staphan A. Tölle) und seine Mitspielerinnen Hildegard Knutzen (Marion Kracht) und Annette Weinert (Katja Danowski) alle Skrupel ab. Die Versuchung, den größten Canasta-Gewinn aller Zeiten einzustreifen, ist denn doch zu groß. Vor allem die resolute Frau Knutzen wischt alle Bedenken beiseite und nimmt das Heft in die Hand. Für Töteberg gilt es immerhin, das marode Betattungsinstitut zu retten, und auch Annettes Stierzucht hängt am seidenen Faden. Ihr Lieblingsstier "Herzbube" weigert sich neuerdings, die Kühe zu besteigen. Dabei wollte sie ihn doch anderntags an eine Kieler Besamungsstation verkaufen.

Während Töteberg schon mal danach googelt, welche Strafe auf "Unterschlagung" stehen könnte, setzt die Miss-Marple-hafte Frau Knutzen immer wieder ihre ganze Kraft daran, die vor der Türe lauernden Hauke Jakobs und Hannah Wagner abzuwehren. Aber auch ein Mitstreiter des verblichenen Ganoven streift bereits gefährlich ums Haus.

Dass die Zuschauer von Beginn an vieles wissen, wohnten sie doch der wunderbaren Bergung des Geldsegens aus der Ostsee bei, ebenso wie dem schier endlosen Streit zweier Ganoven, will nichts heißen. Die Folge "Canasta" ist weniger ein Krimi mit Whodunit-Spannung als eine rundum schwarze Slapstick-Komödie, in der alle Beteiligten mit ihren Talenten ausführlich zum Zuge kommen. Das Drehbuch von Niels Holle bedient alle gleichermaßen fürstlich, und Felix Herzogenrath (Regie) setzt sie in geradezu teuflisch buntes Licht. Wenn aber Hauke und Jule bei ihrem erotischen Marathon manchmal ein wenig übertreiben mögen ("Du denkst, ich denke, du denkst ..."), so machen das andere wieder wett. Selbst Bäuerin Annette samt Stier zeigt sich hier in Töteberg verknallt.

Die Charaktere sind jetzt fester gefügt, zwischen Hauke und "seiner" Tierärztin Jule kommt es gar zum Kuss – wer hätte das erwartet. Hauke ist auch nicht mehr so verpeilt wie ehedem. Er mutiert mittlerweile, wenn nicht zum Pascha, so doch zum ziemlich taffen Polizisten. Schön, dass Ösker (Cem Ali Gültekin) immer wieder rechtzeitig beim Showdown zur Stelle ist. Tötebergs Geschäftspartnerin, Frau Bleckmann (Regine Hentschel), ist sowieso ein Ass im Ärmel jedes Komödienregisseurs. Mal sehen, was der nächste Film bringen wird, wenn es endlich mal um Haukes Vergangenheit zwischen BKA und russischem Geheimdienst geht.

P.S.: Etwaige Kenntnisse der Canasta-Regeln sind nicht erforderlich!

Nord bei Nordwest – Canasta – Do. 12.01. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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