"Lebenslinien"

"Ottfried Fischer und Herr Parkinson": Wie es ihm heute geht

18.04.2022, 10.29 Uhr
von Wilfried Geldner

2008 machte Ottfried Fischer seine Parkinson-Erkrankung öffentlich. Doch wie geht es ihm heute? Für ein "Lebenslinien"-Porträt hat der BR nachgefragt.

BR
Lebenslinien: Ottfried Fischer und Herr Parkinson
Dokumentation • 18.04.2022 • 22:00 Uhr

Wie geht es eigentlich Ottfried Fischer, wird sich sicher die große Fangemeinde des Kabarettisten und Serienschauspielers aus Niederbayern fragen. Ein BR-"Lebenslinien"-Porträt kommt zur rechten Zeit. Den Humor und den Witz hat der 68-Jährige nicht verloren. Es ist seine Waffe, mit der er seine Parkinson-Krankheit annimmt und bekämpft. Man solle nicht erwarten, dass er in Tränen ausbreche, wenn man sie ihm gegenüber thematisiert. Nur zu, ganz im Gegenteil. "Keine Angst, ich mache keine Schüttelreime", hat er schon kurz nach der Bekanntgabe der Krankheit 2008 beim "Aschermittwoch der Kabarettisten" gesagt, und den besorgten Freunden versichert, er trinke jetzt "nie mehr Bier ohne Schaum".

Im Sommer wird geheiratet, kirchlich wohlgemerkt. Die standesamtliche Hochzeit war 2020. Mit seiner Simone, einer um einiges jüngeren Hotelfachfrau, ist er 2017 nach Passau gezogen. "Die Leute freuen sich darüber, dass ich hierhergezogen bin", sagt er im Film von Manuela Roppert. Er fühlt sich wohl, streift im Rollstuhl über den Markt. Jeder kennt und respektiert ihn. "Allerdings atmet es den niederbayerischen Geist", flicht er ein, um gleich zu beschwichtigen: "Wobei Niederbayern die besseren Bayern sind."

Simone, die sich seit vielen Jahren 24 Stunden lang um ihn kümmert, wird viel gelobt von ihm. Vor 30 Jahren hatten sie sich kennengelernt, "im Schlachthof oder im Alten Simpel", das weiß er nicht mehr so genau. 20 Jahre später, nach einer "Schwabinger On-Off-Beziehung", sind sie dann zusammengeblieben. "Das ist jetzt fest geschmiedet", sagt er, "das geht nicht mehr auseinander."

Es ist nicht immer einfach

Ein leichtes Grummeln kommt da aus dem Hintergrund. Dass es kein leichter Job ist, bei aller Liebe, wird sonnenklar. Auch der Ottfried, der dem Herrn Parkinson die Zähne zeigt, gibt zu, dass er manchmal auch dunkle Augenblicke kennt, die es zu bewältigen gilt. Gleich zu Beginn des "Lebenslinien"-Porträts gibt er das Wolgalied zum Besten, tonsicher aber mit feiner Tremolo-Ironie – der Peter Ustinov hätte das nicht besser gemacht. Ob er zufrieden sei mit dem Vortrag, fragt die Klavierbegleiterin. "Ich hab's nicht g'hört" kommt die Antwort prompt.

Die typische "Lebenslinien"-Gangart: Per aspera ad astra, durch das Raue zu den Sternen, also etwa von der mühseligen Arbeit auf dem Bauernhof zum Großstadtkünstler, so etwas fehlt in diesem Falle. Zwar hätte der Vater, übrigens aus Westfalen, den Ottfried gerne als Juristen gesehen, doch dessen Leidenschaft war das Kabarett. Schon auf dem Internat in Fürstenzell – "Ich war gerne auf dem Internat!" – gab's zu Nikolaus viel Spaß. Julius, der Freund von damals, rückt den Ottfried geschickt ins rechte Licht, wenn er dessen Sportuntauglichkeit (aus Gründen der Wohlbeleibtheit) dessen Begabung zum Spaßmacher entgegensetzt.

Jetzt aber erst einmal die Hochzeit, die Boulevard-Reporter scharren schon mit den Füßen. "Kirchlich heiraten gehört zur Gegend", sagt der Neu-Passauer aus dem niederbayerischen Weiler Ornatsöd, "das gehört auch zum Katholizismus dazu. Mit Stumpf und Stil etwas ausreißen, da würde ich mich nicht wohlfühlen dabei." In seiner unnachahmlichen Art ist er schon immer gegen den Strom des Zeitgeists geschwommen. Das macht ihm so leicht keiner nach, noch nicht einmal Herr Parkinson.

Lebenslinien: Ottfried Fischer und Herr Parkinson – Mo. 18.04. – BR: 22.00 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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