15. Fall der ZDF-Krimi-Reihe

"Spreewaldkrimi – Die siebte Person": Die Freigängerin einer psychiatrischen Klinik

30.01.2023, 13.00 Uhr
von Wilfried Geldner

Nach dem Tod seiner Freundin hat sich Kommissar Krüger (Christian Redl) eigentlich aus dem Dienst verabschiedet. Doch Krüger ist gefragter denn je. In der Folge "Die siebte Person" aus der ZDF-Krimi-Reihe "Spreewaldkrimi" wird es mit einer jungen Frau, die an einer Persönlichkeitsspaltung leidet, mysteriös.  Sie hört Stimmen, sieht Personen, die es nicht wirklich gibt. Und sie weiß: Ein Haus wird niedergebrannt und bald gibt es einen Mord.

ZDF
Spreewaldkrimi – Die siebte Person
Krimi • 30.01.2023 • 20:15 Uhr

Jetzt spielt der traurige Kommissar Krüger (Christian Redl) nicht mehr den Fährmann, der auf dem Spreewald-Styx die Toten ins Jenseits begleitet. Manche mögen das schade finden, aber dem Kommissar mit dem melancholischen Gesichtsausdruck begegnen sie auch im 15. "Spreewaldkrimi" des ZDF wieder.

Was hat die Patientin mit dem Mordfall zu tun?

Im neuen Film, "Die siebte Person", wird Krüger mit dem Fall einer Persönlichkeitsspaltung konfrontiert. Eine junge Frau hat in ihrer Kindheit ein schweres Trauma erlitten. Nun hört sie Stimmen, die ihr von einem bevorstehenden Mordfall berichtet haben.

Maja Wiechmann (Friederike Becht) ist Freigängerin einer psychiatrischen Klinik. Sie hört Stimmen, sieht fremde Personen. Auch sie selbst löst sich in verschiedene Charaktere auf. Weil sich Maja verdächtig macht, etwas mit dem Mord an einem Lokalpolitiker zu tun zu haben – immerhin hatte sie den Ex-Kommissar Krüger just vor diesem Mord gewarnt -, klärt die psychologische Leiterin ihres Heims nicht nur die zuständigen Spreewald-Ermittler darüber auf, was so eine "multiple Persönlichkeit" ist und wie sie zustande kommt. Meist sei ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit daran schuld, sagt die von Birge Schade zurückhaltend gespielte Psychologin. Das Kind schütze sich dann vor der erlebten Gewalt, indem es sich abspalte von dem Erlebten, andere Personen an ihre Stelle setze. Maja kann zwischen sechs Personen "switchen". "Ein Patchwork-Mensch", so sagt es Luise Bohn, die Polizistin (Alina Stiegler).

Plausibel und mit Feingefühl erzählt

Wer etwa die 37°-Reportage "Ich bin viele – Leben als multiple Persönlichkeit" (2022, ZDF-Mediathek) gesehen hat, ist angesichts dieses Spreewald-Films sicher gewappnet. Dann weiß man, dass es Fälle wie diesen in der Wirklichkeit geben kann, dass das Szenario also nicht der bekannten Spreewald-Mystik zugeteilt werden muss. Die Morde im Spreewald und die Brandschatzungen mit diesem Phänomen zu kreuzen (das in der Realität bei 0,5 bis zu einem Prozent in der Bevölkerung vorkommen soll), ist trotzdem gewagt. Dass es gelingt, ist zu einem wesentlichen Teil der wieder einmal großartigen Schauspielerin Friederike Becht und dem Regisseur Lars-Gunnar Lotz zu verdanken. Sie lassen die gespaltene Frau kein Monster werden, machen das Ganze nicht zu "Dr. Jekyll und Mr. Hyde", sondern machen das Innenleben dieser Maja Wiechmann plausibel, ihre Leiden, ihren Schmerz.

Allerdings wird das mit dem bald freigelegten Wissen um die in der Kindheit geschehene Tat bezahlt. Es gebe eine neue zusätzliche Persönlichkeit, ausgelöst durch eine akute Stresssituation, so doziert die Psychologin. Dass dennoch die Spannung hochgehalten wird und der Film nicht zur reinen Psycho-Schulstunde gerät, ist neben dem stets bedrohlich mahlenden Orchester-Score auch den anderen Figuren zu verdanken: Philipp Hochmair etwa spielt mit freundlicher Diabolie einen "Flüsterer", an dessen Strippen die psychisch Kranke hängt.

Im 15. Anlauf gelingt es, einmal (fast) ohne Spreewald-Esoterik – eine "Spreewald-Kassandra" und ein "Schlangenkönig" sind immer noch eingebaut – auszukommen und doch der Fantasie Raum zu lassen. Selbst für einigen Witz hat das Drehbuch des Erstautors Nils-Morten Osburg gesorgt. Wenn der zum Ermittler aufgestiegene Dorfpolizist Fichte (Thorsten Merten) augenrollend als Zuschauer-Stellvertreter angesichts des Wahnsinns in aller Knappheit fragt: "Wo's'n der Zusammenhang?", spricht er ziemlich cool unseren Wunsch nach der allmählichen Whodunit-Auflösung an.

Spreewaldkrimi – Die siebte Person – Mo. 30.01. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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