Eine Pandemie und ihre Ausmaße

Corona-Thriller "Songbird – Überleben hat einen Preis": Der umstrittenste Film im Jahr 2020

30.01.2023, 11.30 Uhr
von Jasmin Herzog

In dem Hollywood-Film "Songbird" von Krawall-Produzent Michael Bay ("Pearl Harbor", "A Quiet Place 2") wird ein düsteres Zukunftsszenario entworfen. Darin mutiert im vierten Jahr der Corona-Pandemie das Virus und greift nun das Gehirn an. Der Corona-Thriller gilt wohl als umstrittenster Film aus dem Jahr 2020 und löste einen großen Shitstorm aus. Aus heutiger Sicht ist "Songbird" eine interessante Reflexion, wie die Pandemie anfangs wahrgenommen wurde. Heute Abend im ZDF.

ZDF
"Songbird – Überleben hat einen Preis"
Science-Fiction-Thriller • 30.01.2023 • 22:15 Uhr

Mehr als 110 Millionen Menschen weltweit sind der Pandemie bereits zum Opfer gefallen, wer sich infiziert hat, wird in riesige Quarantänelager gesperrt. Während die Gesundheitsbehörde erkrankte Menschen mit Gewalt aus ihren Wohnungen holt, erzählt "Songbird" auch eine Liebesgeschichte: Ein von Sofia Carson ("Descendants – Die Nachkommen") und K.J. Apa ("Riverdale") gespieltes junges Paar versucht, den Virus-Horror gemeinsam durchzustehen. Doch die beiden sind getrennt voneinander und müssen im abgeriegelten Los Angeles wieder zueinanderfinden. Nachdem 2020 die Weltpremiere des Films online erfolgt war, ist der Thriller nun zum ersten Mal im Free-TV zu sehen.

Shitstorm gegen "Songbird"

Als die Pläne zu "Songbird" Ende Mai 2020 bekanntgeworden waren, lösten sie – gelinde gesagt – einige Irritation aus. Nach dem ersten Trailer folgte damals ein regelrechter. "Geschmacklos. Unangemessen. Ziemlich dumm" – so der Tenor vieler Kommentare, die bei YouTube unter dem knapp dreiminütigen Clip gepostet wurden. Für Prof. Dr. Marcus Stiglegger, Film- und Kulturwissenschaftler aus Berlin, birgt ein Film wie "Songbird" hingegen "Hoffnung für das Publikum".

"Die Pandemie ist allgegenwärtig, die Zukunft ungewiss und die Effektivität von Maßnahmen äußerst fraglich. Das verunsichert die betroffenen Menschen, die nach Perspektiven und Antworten suchen", sagte Stiglegger, Herausgeber des "Handbuchs Filmgenre". "Dystopische – also negativ gesteigerte – Spekulationen wie die polizeistaatliche Abriegelung L.A.s in dem Film schaffen einen Rahmen, der zugleich noch bedrohlicher ist als die Gegenwart, aber auch Identifikationsfiguren anbietet, die sich aktiv den Widrigkeiten stellen." Kurzum: Filme wie "Songbird" zeigen, dass die Wirklichkeit noch viel schlimmer aussehen könnte, als sie es tatsächlich ist. "Aber selbst dann gibt es Menschen, die sich den Problemen stellen."

 Demi Moore in einer Nebenrolle

Dass da etwas dran ist, konnte man zu Beginn der Pandemie sehen. Ende März 2020 fand sich plötzlich der zwölf Jahre alte Seuchen-Thriller "Contagion" ganz oben in den Streamingcharts von Amazon und Co. "Dystopische Fiktionen, die unsere Probleme steigern und weiterdenken, können uns helfen, mit der eigenen Realität umzugehen, Hoffnung und Kraft zu sammeln in der Identifikation mit den Überlebenden, die wir als Helden sehen", erklärte Stiglegger. "Insofern können auch auf den ersten Blick negativ anmutende Modelle Kraft spenden. Zugleich verpacken diese Filme etwas schwer Greifbares wie eine virale Pandemie in eine fassbare Erzählung und verleihen ihr so eine Art Sinn. Auch das kann tröstlich sein."

Gedreht wurde "Songbird" von Regisseur Adam Mason, der das Drehbuch mit Simon Boyes schrieb, ab Anfang Juli 2020 in Los Angeles – also inmitten der Pandemie. Beim Dreh sollen alle geltende Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden, hieß es damals. Man wolle auch auf Szenen verzichten, in denen sich Schauspieler zu nahe kommen, so die Produzenten bei der ersten Ankündigung des Projekts. Der Trailer spricht allerdings eine andere Sprache, hier sieht man durchaus mehrere Menschen, die sich dicht vor der Kamera drängen. Laut den Produzenten sollen die Filmteams in Gruppen zu je maximal 40 Personen aufgeteilt worden sein, man habe die Schauspieler (unter anderem Demi Moore in einer Nebenrolle) voneinander getrennt und außerdem regelmäßige Tests durchgeführt.

"Songbird – Überleben hat einen Preis" – Mo. 30.01. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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