ZDF-Doku

"Traum vom ewigen Leben": Die Vision der Unsterblichkeit

16.12.2023, 12.26 Uhr
von Christopher Schmitt

Ist es der ewige Traum, doch ob er jemals wahr werden kann? Seit jeher jagen Menschen dem Traum der Unsterblichkeit hinterher. Die interessante ZDF-Doku begleitete Visionäre und Pioniere auf diesem Gebiet, die einige Experimente eingehen, um ihrem Ziel, des ewigen Lebens, näherzukommen.

Wir alle müssen sterben. Oder? In einer sich stetig verändernden Welt gehört der Tod zu den letzten Gewissheiten, so schwer das eigene Lebensende oder das der Liebsten auch zu akzeptieren ist. Allerdings gibt es auch Menschen, die das vermeintlich Unausweichliche anzweifeln, weltweit verfolgen sie den ewigen Traum von der Unsterblichkeit. Zwischen Sinnsuche und manischem Wahn sind die Pionierinnen und Pioniere des Transhumanismus in den USA bereit, zu drastischen Mitteln zu greifen: Sie würden sich veränderte Gene injizieren, sich einfrieren lassen, mit Maschinen verschmelzen oder die eigene Persönlichkeit digitalisieren.

Im Spannungsfeld zwischen Philosophie und Wissenschaft

"Endlich Unendlich – Der Traum vom ewigen Leben" (Montag, 18. Dezember, 0.20 Uhr, ZDF und ab Samstag, 16. Dezember, 10 Uhr in der ZDFmediathek) von Stephan Bergmann erzählt die Geschichte jener, wie sie manche nennen, Visionärinnen und Visionäre, die dem Tod ein Schnippchen schlagen wollen – und zwar schon bald. Der empfehlenswerte Dokumentarfilm, der sich im Spannungsfeld zwischen Philosophie und Wissenschaft bewegt und komplexe ethische Fragen verhandelt, läuft nun im Rahmen des Kleinen Fernsehspiels erstmals im Free-TV.

Autor und Regisseur Bergmann bescheinigt sich selbst ein "Faible für dystopische Zukunftsvisionen", und das ist der 1,5-stündigen Reise durch die Gedankenwelt der Möchtegern-Ewiglebenden durchaus anzumerken. Manche Methoden wirken auf Zuschauerinnen und Zuschauer gleichsam faszinierend wie erschreckend. Als Erzähler fungiert der Autor und Philosoph Frédéric Beigbeder, der es einst nicht übers Herz brachte, seiner kleinen Tochter zu bestätigen, dass ihr Leben und das der Menschen, die ihr nahe sind, enden muss. Damals habe er gesagt: "Noch" müssen alle sterben.

Das Altern "behandeln"

Die Protagonistinnen und Protagonisten wirken hoffnungsvoll, manche sind regelrecht besessen von der Unsterblichkeit. "Es ist ein Mythos, dass Sterben durch Alterung ein natürlicher Prozess ist", findet etwa Liz Parrish, CEO der Firma BioViva. Die 48-Jährige vergleicht Altern mit Krebs, schließlich habe man in den USA vor 60 Jahren Forschung zu dieser tödlichen Krankheit mit dem Hinweis, sie sei natürlich, abgewiesen – und heute lebe man grundsätzlich dank der Wissenschaft länger. Parrish ist sich sicher, wenn man Altern "behandeln" könne, "können wir alle Krankheiten auf einmal besiegen".

Hierfür unterzieht sie sich selbst einer Gen-Therapie durch Injektion. Ihrer Familie erzählte sie lange nichts, publiziert werden sollten die Ergebnisse ebenfalls nicht. "Wir wollten nicht aufgehalten werden", lautet die Begründung, die auch von einem Bond-Bösewicht stammen könnte. "Niemand will krank werden und sterben. Wir sollten das aufhalten, sobald es möglich ist", findet Parrish.

Rich Lee, der sich selbst als Biohacker bezeichnet, setzt sich die Spritzen hingegen selbst – ohne vorher über Biologiekenntnisse zu verfügen. Zuvor züchtet er Gene in Kolibakterien und reinigt sie dann vor der Injektion. "In den meisten Fällen hat die Menschheit von diesen Risiken und Selbstversuchen profitiert", erklärt der Transhumanist.

Doch Nadeln sind bei weitem nicht die einzige Möglichkeit im Kampf gegen den Verfall. Die auch optisch anspruchsvolle Doku stellt auch Pionierinnen und Pioniere vor, die sich mit dem Einfrieren oder einer digitalen Persönlichkeit auseinandersetzen.

Die eine Million Dollar Spritze

Grundsätzliche Fragen zur möglichen Überwindung des Todes seien Regisseur Bergmann "Anfang einer philosophischen und technologischen Recherche" gewesen, "die mich von den Wünschen nach menschlicher Optimierung bis hin zur Frage nach dem ewigen Leben geführt hat". Bergmann beschreibt die Recherche als "eine humanistische Suche nach dem Status quo des Menschen".

Tatsächlich bewegt sich auch die Doku zwischen philosophischen Sinnfragen und wissenschaftlichen Hoffnungsschimmern, die vorerst den Reichsten vorbehalten bleiben. Dabei wird auch die Geschichte eines Kindes aufgegriffen, das fünf Jahre zuvor an Leukämie erkrankte und angeblich nur noch eine Woche zu Leben hatte. Dank Gen-Therapie durch Injektion sei es heute noch am Leben. Die Spritze kostete damals eine Million Dollar. "Was also passiert, wenn Sie erfahren, dass Ihr Kind Leukämie hat – und Sie besitzen keine Million Euro?", stellt Sprecher Frédéric Beigbeder eine rhetorische Frage.

Aber was, wenn es wirklich funktioniert und Menschen plötzlich hunderte Jahre alt werden? Was käme auf die Menschheit zu? In der Doku werden auch mögliche Folgen wie Überbevölkerung oder Wandel der Sozialsysteme angesprochen. Der Bioinformatiker Aubrey de Grey ist der Meinung, dass etwaige ethische oder soziale Fragen schnellstmöglich geklärt werden müssten, bevor entsprechende Technik zur Verfügung steht.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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