"Geht auch um unsere Sicherheit"

ZDF-Doku über Bundeswehr-Einsatz in Mali: Droht das nächste Desaster?

26.07.2022, 09.21 Uhr
von Aylin Rauh

Eine neue Dokumentation über den Bundeswehreinsatz in Mali liefert erschütternde Perspektiven. Zu sehen ist sie bei ZDFinfo und in der Mediathek.

Krieg, Hungersnot und Kriminalität: Seit 2013 sind Soldaten der Vereinten Nationen und der Europäischen Union in Mali, um die Sicherheit und den Frieden des westafrikanischen Landes zu sichern. In den Augen von Beobachtern ist das Ergebnis desolat – islamistische Terrorgruppen führen weiterhin Krieg, die Bedrohung für die malische Bevölkerung wird größer. "Nach acht Jahren Einsatz befindet sich das Land noch immer in einer Situation, wo man sagen muss, dass es nicht nur um Terrorismus geht", erklärt Politikwissenschaftler Dr. Ibrahim Kanté in der Dokumentation "Bundeswehr-Einsatz in Mali – Das nächste Desaster?", die am Dienstag, 26. Juli, 20.15 Uhr, auf ZDFinfo zu sehen ist.

"Es ist einer der gefährlichsten VN-Einsätze – wenn nicht der gefährlichste überhaupt", sagt die ehemalige Bundesverteidigungsministerin und heitige Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen gleich zu Beginn der Dokumentation. Der Film von Steffen Mayer zeigt neben der aussichtslosen Lage in Mali und den korrupten Machenschaften, die Sichtweisen verschiedener Experten auf den Einsatz deutscher Soldaten im Binnenstaat.

Die bedrohliche Situation in Mali sorgt für ein großes Dilemma, nicht zuletzt, weil Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Anti-Terrormission beendet hat und nun der Einsatz der deutschen Bundeswehr noch mehr hinterfragt wird. Dabei sei die malische Bevölkerung wegen politischer Instabilität und der Wirtschaft auf die Hilfe der Partnerländer angewiesen, findet Politik- und Entwicklungsexpertin Nana Touré: "Wir sind in der Situation, dass der Staat nicht mehr alles selbst schafft", erklärt sie, "er hat schon zu viele Aufgaben."

Annalena Baerbock: "Es geht dabei auch um unsere eigene Sicherheit"

Die Einsätze in Mali halten auch die aktuelle Bundesregierung im Griff, die Diskussionen über die Sinnhaftigkeit der Einsätze deutscher Soldaten mehren sich. Die Hauptfrage: Das Leben zahlreicher Soldaten in der Region Westafrika riskieren, in der die Lage seit Jahren unverändert bleibt, oder die Truppen zurückziehen, aber so womöglich die Sicherheit unseres Landes gefährden? Denn, ja: "Es geht dabei auch um unsere eigene Sicherheit", ist von Außenministerin Annalena Baerbock in der Dokumentation zu hören. "Wir können nicht dabei zusehen, wie in Mali ein sicherer Hafen für den Terrorismus entsteht und gebaut wird, der dann wiederum für uns eine Bedrohung in unserem eigenen Land in Mitteleuropa bedeuten würde", begründete der ehemalige Außenminister Guido Westerwelle bereits 2013 die Entscheidung, deutsche Soldaten nach Mali zu schicken.

Die Linke hatte sich schon damals gegen die Militäreinsätze ausgesprochen: "Terrorismus lässt sich nie mit Krieg bekämpfen", erklärte Christine Buchholz. Diesen Standpunkt vertritt die Partei bis heute und befürchtet ein neues Desaster. "Mit dem Argument, dass Terrorgruppen und Ähnliches vormarschieren – mit Verlaub, dann müssten wir in etlichen Ländern dieser Welt intervenieren", findet Ali Al-Dailami. "Ich glaube, das ist eine fatale Entwicklung, die wir so nicht mitgehen können."

Auch durch Armut und die fatalen Konsequenzen des Klimawandels spitzt sich die politische Lage in Mali weiter zu – die das Publikum in "Bundeswehr – Einsatz in Mali – Das nächste Desaster?" deutlich zu sehen bekommt. Christian Klatt, Büroleiter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bamako, ist der Meinung, dass im westafrikanischen Land eine Kollision von Terrorismus und Verbrechen stattfindet: "Wir sehen in Mali eine gefährliche Gemengelage zwischen dschihadistischen Terroristen, organisierter Kriminalität, aber auch Rebellionsparteien im Norden oder ehemaligen Rebellionsparteien aus dem Norden und der malischen Armee, die selbst als Gewaltakteur auftritt."

Seit Montag, 18. Juli, ist die Dokumentation in der ZDFmediathek abrufbar.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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