1942 - Geschichten vom Krieg
28.02.2023 • 20:15 - 21:10 Uhr
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Originaltitel
1942
Produktionsland
F
Produktionsdatum
2022
Altersfreigabe
12+
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Zwischen Hoffung und Angst: Die Stimmen eines Kriegsjahres

Von Wilfried Geldner

Eine Serie über das Jahr der Kriegswende 1942. Der Krieg hat die ganze Welt erreicht. Hitler verliert in Stalingrad, Japan und die USA sind in den Krieg eingetreten. In Polen werden die ersten Konzentrationslager errichtet. Anhand von Tagebüchern, Briefen und Filmszenen rückt das Jahr sehr nahe.

In Berlin wird Silvester gefeiert, wie überall auf der Welt. Eine Nazimutter rühmt sich in kunstvollen Tagebuchaufzeichnungen ihrer "staatstreuen Familie" und wird doch ihres gleichförmigen Lebens nicht mehr froh. In Amerika betet eine Mutter für ihre Söhne, die sich zum Kriegseinsatz gemeldet haben. Eine Bibel hat sie in den Koffer gepackt, "eine muss für fünf reichen", schreibt sie ins Tagebuch. Ins Fenster stellt sie wie alle Kriegsfamilien die amerikanische Flagge. Ohne Belehrungen zeichnet die französische ARTE-Serie "1942. Die Kriegswende" ein Jahr in Texten und Filmen auf. Ein beeindruckendes wie lehrreiches Stück Fernsehen.

In Chelmno (Polen) wird gerade das erste Vernichtungslager der Nazis errichtet. Der jüdische Gefangene Mordochai muss zunächst sorgfältig Kleider und dann Leichen schlichten. In der Nähe von Prag keimt immerhin Hoffnung auf: Fallschirme aus London fallen vom Himmel. Aber in Leningrad verhungern die Menschen, ihre Leichen liegen am Straßenrand.

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Seit Florian Illies "1913. Der Sommer des Jahrhunderts" sind authentische Querschnitte durch vergangene Zeiten in Mode gekommen. "1942. Die Kriegswende" folgt bis hin zum Punkt hinter der Jahreszahl dieser Methode. Der französischen Autorin Véronique Lagoarde-Ségot ist es jedoch gelungen, in ihrer sechsteiligen Zeitgeschichtsserie das schreckliche Jahr 1942 lebendig zu machen, ohne dabei an der Zeitmaschine zu drehen und den lieben Gott zu spielen. Fast ohne Kommentar kommt sie dabei aus.

Die "Zeitzeugen" – hier sind es wirklich welche – geben in sehr lebendigen Aufzeichnungen, Tagebüchern, Briefen, hautnah Auskunft über ihre Lage. Sie sind irgendwie alle poetisch begabt, selbst die deutsche Mutter aus der Berliner Friedrichstraße, die ihr bronzenes Mutterkreuz feiert, wird auch von bösen Ahnungen und Schwermut ergriffen.

Nachrichten aus der Hölle

Die Aufzeichnungen des jüdischen KZ-Helfers Mordochai sind in ihrer Kargheit ergreifend, das Schreckliche wird wahr. Erstmals werden jetzt Menschen, hier noch in Lastwagen, vergast. Mordochai hört zunächst in seinem Verlies nur die Motorengeräusche, später sieht er sich aufgefordert, die Toten möglichst Platz sparend zu sortieren. Irgendwann gelingt ihm die Flucht, ein Symbol für das ganze Jahr.

Die jungen Amerikaner in Iowa "suchen das Abenteuer", so schreibt ihre Mutter auf. Ihr Großvater kam, "um seinen amerikanischen Traum zu leben", sie selbst ziehen, auch von der grassierenden Arbeitslosigkeit getrieben, nach Europa, "um die verlorene Ehre der Welt zu rächen". In Leningrad erfrieren derweil die hungernden Einheimischen auf den Straßen, die Hände zu Pfoten gekrallt. Die noch Lebenden zerhacken zum Heizen die Möbel, wegen der zugefrorenen Leitungen holen sie das Wasser aus Löchern im Eis. "Es ist so leicht, nicht mehr zu existieren", schreibt eine Frau in ihr Tagebuch.

Die textbegleitenden Filmbilder sind sorgfältig ausgewählt, erstaunliche Funde aus öffentlichen und privaten Archiven. Nur selten mischt sich die Autorin reflektierend ein, und an schlimmsten Stellen gibt es gezeichnete Stills. Glücklicherweise aber keine Reanimationen, wie sie jüngst häufig zu sehen sind. So wirkt alles wie ganz ohne Sammelwut oder – stolz kompiliert, die Texte und Bilder bleiben auf die Protagonisten in den verschiedenen Ländern konzentriert. Gerade deshalb kann es allerdings nicht schaden, mal im Geschichtsbuch nachzuschlagen oder aber das Internet zu befragen.

ARTE sendet die sechsteilige Serie in zwei Teilen, am 28.02. und 01.03., jeweils um 20.15 Uhr.

1942. Die Kriegswende (1) – Di. 28.02. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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