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24 Stunden mit der Berufsfeuerwehr Lübeck
Sie sind immer einsatzbereit, 24 Stunden lang, 365 Tage im Jahr. Und das mittlerweile seit 127 Jahren. 1898 gegründet, zählt die Berufsfeuerwehr Lübeck heute etwa 450 Kameradinnen und Kameraden. Im gesamten Stadtgebiet gibt es vier Wachen. Direkt an der Autobahn 1 liegt Wache 1, die Hauptwache. Von hier aus rücken die Feuerwehrleute zu den Einsätzen aus. Zu ausgelösten Brandmeldeanlagen, Bränden, Gasaustritten oder Wasserschäden - das Einsatzspektrum ist sehr vielfältig. Es ist sieben Uhr morgens, Schichtwechsel auf Wache 1. Beginn der 24-Stunden-Schicht, antreten in der Fahrzeughalle. 14 Männer und eine Frau sind einmal rund um die Uhr im Einsatz. Dazu gehören auch Oberbrandmeisterin Emily Kurutz und Hauptbrandmeister Frank Dienemann. Sie fahren an diesem Tag zusammen auf einem HLF, einem sogenannten Hilfeleistungslöschfahrzeug. "Man weiß nie, was einen in einer Schicht erwartet, das kann im Prinzip alles sein. Das macht den Job schon sehr spannend", sagt Emily Kurutz. Ihr Kollege Frank Dienemann checkt derweil das Feuerwehrauto durch. Er ist seit 19 Jahren bei der Berufsfeuerwehr. "Mir macht es einfach Spaß, helfen zu können. Ich komme immer gerne zur Arbeit", sagt der 43-Jährige. Die Feuerwehr Lübeck hat eine eigene Tauchergruppe. Diese gilt als Sondereinheit. Auch dazu gehören Emily Kurutz und Frank Dienemann. Dreimal in der Woche üben sie, mal in der Trave an der Altstadtinsel oder, so wie an diesem Tag, in Travemünde am Ostpreußenkai. Vom Boot zu Wasser lassen bis zu den Tauchgängen müssen sie alle Manöver immer wieder durchspielen. "Gerade im Sommer ist hier viel los und es sind viele Touristen da, deshalb ist es wichtig, dass wir üben. Beim Üben macht es immer Spaß, aber im Einsatz muss es schnell gehen", sagt Emily Kurutz. Mit 50 Kilogramm Ausrüstung steigt sie an die Kaimauer hinab und taucht unter, diesmal bei angenehmen fünf Metern Sicht. Am frühen Nachmittag sind sie wieder zurück auf der Wache. Um 14.40 Uhr treffen sich alle Feuerwehrleute zum gemeinsamen Kaffee, ein fester Termin in jeder 24-Stunden-Schicht. Das stärkt den Teamgeist, der hat auf der Wache einen hohen Stellenwert. Nicht nur beim Kaffee, sondern auch bei den gemeinsamen Sporteinheiten. Auf den Lübecker Wachen ist Beachvolleyball besonders beliebt. "Fußball dürfen wir nicht mehr spielen, das war zu verletzungsanfällig. Der gemeinsame Sport ist sehr wichtig für unseren Zusammenhalt, das merkt man auch, was das ausmacht", sagt Oberbrandmeisterin Kurutz. Kollege Frank Dienemann ist derweil im Fitnessstudio direkt auf der Wache. "Der Dienstherr erwartet von uns körperliche Fitness. Wir arbeiten ja auch im Rettungsdienst und da kommt es auch mal vor, dass wir einen Menschen tragen müssen. Dafür müssen wir fit sein", sagt Dienemann. Am Nachmittag geht dann der Gong, wie sie es hier nennen. Alarm, Einsatz für den HLF B. Ein Müllcontainer in einem Wohngebiet soll brennen. Nach wenigen Augenblicken sind sie am Fahrzeug, steigen in ihre Arbeitshosen und machen sich auf den Weg. Als sie ankommen, steht der Container in Flammen, die mehrere Meter hoch lodern, dichter Qualm zieht durch die angrenzenden Häuserblocks. Emily Kurutz macht den sogenannten Schnellangriff, löscht mit einem C-Rohr die Flammen. Nach wenigen Minuten ist das Feuer aus. Was mal ein Müllcontainer war, ist nur noch ein geschmolzenes Stück Plastik. "Wir messen jetzt noch die Temperatur mit einer Wärmebildkamera, damit wir sicher sind, dass keine Glutnester mehr übriggeblieben sind", sagt Frank Dienemann. Ergebnis: Es sind noch 51 Grad, keine Gefahr mehr. Der Einsatz für die Feuerwehr ist beendet, jetzt ermittelt die Polizei die Brandursache. Fünf Einsätze sind es für die Feuerwehrleute in ihrer 24-Stunden-Schicht. Am Abend müssen sie nach Travemünde. Mit Mehrzweckboot und Taucherwagen. Der Grund: Menschenleben in Gefahr. Am Strand wird ein zehnjähriger autistischer Junge vermisst, der zuletzt im Wasser gesehen worden sein soll. Auf dem Weg dorthin bereiten sich Frank Dienemann und Emily Kurutz im Auto vor, rüsten sich aus für den Ernstfall. Der kann bedeuten, dass sie gleich ins Wasser gehen und nach dem Jungen suchen müssen. "Man hofft natürlich immer, dass auf dem Weg der Einsatzabbruch kommt und das Kind gefunden wird", sagt Emily Kurutz. Dieses Mal nicht. Nach langen 25 Minuten Fahrt kommen sie an der Promenade an. Vor dem Strand suchen mehrere Einsatzboote von DLRG, Wasserwacht und DGzRS, 30 Meter über dem Wasser kreist ein Hubschrauber. Am Strand treffen sich die Einsatzkräfte und beraten über das Vorgehen. Endlich kommt die erlösende Meldung: das Kind wurde gefunden und ist wohlauf. Erleicherung bei allen Einsatzkräften. Wie der Arbeitsalltag der Berufsfeuerwehr Lübeck aussieht, eine ganz normale 24- Stunden-Schicht der dritten Wachabteilung - das zeigt "Die Nordreportage".