"A Bigger Splash" ist ein Remake des 60s-Klassikers "Der Swimmingpool" über ein Paar, dessen Urlaubsidylle von einem alten Liebhaber und seiner verführerischen Tochter gestört wird.
Regisseur Luca Guadagnino möchte "A Bigger Splash" nicht als Remake verstanden wissen, sondern als Hommage an den Klassiker "Der Swimmingpool". 1969 hatten sich Romy Schneider und Alain Delon in einem südfranzösischen Feriendomizil mit einem unverhofft auftauchenden Vater-Tochter-Paar in einer erotisch aufgeheizten Vierecksgeschichte das Leben zur Hölle gemacht. Lasziv zur Schau gestellte Körper und der offene Umgang mit der Lust waren damals eine Provokation. In "A Bigger Splash" (2015, nun als Free-TV-Premiere im ZDF zu sehen) sind Freizügigkeit und sexuelle Spannungen nicht mehr als ein atmosphärischer Verweis auf den einst skandalumwitterten Klassiker. Guadagnino geht es um etwas anderes als nackte Haut.
Für den erfolgreichen Musikproduzenten Harry (Ralph Fiennes) ist künstlerische Selbstverwirklichung unvereinbar mit einem "normalen" Leben. Zusammen mit seiner verführerischen Tochter Penelope (Dakota Johnson) fällt Harry in die Urlaubsidylle seiner Ex-Freundin ein. Marianne (Tilda Swinton), eine erfolgreiche Rocksängerin, darf nach einer Stimmband-OP nicht reden. Sie versteckt sich mit ihrem Boyfriend Paul (Matthias Schoenaerts) – dieser Begriff sei erlaubt, der Mann könnte ihr Sohn sein – auf einer kleinen italienischen Insel in der Nähe von Lampedusa.
Mit dem unverhofften Zusammentreffen der Ex-Lover prallen auch Liebes- und Lebensentwürfe aufeinander, die mit vielen Worten und einem exaltierten Tanz zum Rolling-Stones-Song "Emotional Rescue" verhandelt werden. Es geht um den Wert des Erfolgs, um die künstlerische Verwirklichung und die unbedingte Ablehnung des Bürgerlichen. Und natürlich auch um das Spiel von Lust und Liebe: Harry macht keinen Hehl daraus, dass er Marianne zurück will. In ziemlich kunstvoll arrangierten Bildern rücken sich die Protagonisten immer mehr auf die Pelle, bis die Nähe unerträglich wird.
In Rückblicken erläutert Regisseur Luca Guadagnino ("Call Me by Your Name") die Konstellationen der Figuren zueinander – ein Manko, weil der Film dadurch die Spannung des Schwebenden verliert: Vieles ist offensichtlich. So auch einige Szenen, die die Flüchtlingskrise thematisieren. Im tagesaktuellen Kontext betrachtet, zeigt "A Bigger Splash" immerhin, wie relevant die Probleme und Egomanien, die am Pool aufeinandertreffen, eigentlich sind. Bei dieser letzten Erkenntnis ist man allerdings schon längst erschlagen von Wortschwallen und Bilderfluten.
Auch im vergangenen Kinojahr versuchte sich der Regisseur an einem Klassiker: Bei seinem gleichnamigen Remake zu Dario Argentos kultisch verehrtem Horror-Meisterwerk "Suspiria" arbeitete Guadagnino erneut mit Tilda Swinton und Dakota Johnson zusammen.