Gute Freunde kann niemand trennen, das wissen auch die Stars der "Eberhofer-Krimis". Sebastian Bezzel und Simon Schwarz stehen so gerne zusammen vor der Kamera, dass sie nun eine eigene Doku-Reihe für das BR-Fernsehen gemacht haben.
Wer die "Eberhofer-Krimis" von Rita Falk kennt, weiß Bescheid: Der niederbayerische Anarcho-Kriminaler Franz Eberhofer und der Birkenberger Rudi, sein nachgerade brüderlicher Freund und Helfer, sind ein Duo zum Herzen und Liebhaben. Die schroffen, aber genau deswegen ungemein sympathischen Helden der Chaos-Komödien sind die denkbar trefflichsten Botschafter bajuwarischer Schrulligkeit und Lebensart. Dass der aus Garmisch-Partenkirchen stammende Sebastian Bezzel und der Wiener Simon Schwarz, die Schauspieler hinter den beiden Kultfiguren, im richtigen Leben schon lange beste Freunde sind, kommt nicht nur seit Jahren den erfolgreichen Kinoproduktionen zupass, sondern jetzt auch einer neuen, vierteiligen Dokureihe im Bayerischen Fernsehen. "Bezzel & Schwarz – Die Grenzgänger" ist ab 1. Juli montags, 20.15 Uhr, im Dritten zu sehen – und damit die perfekte Einstimmung auf den "neuen Eberhofer": Der sechste Film der Krimikomödienreihe, "Leberkäsjunkie", kommt am 1. August in die Kinos.
Worum es in den BR-Beiträgen geht, erklärt im Grunde schon der Titel: Bezzel und Schwarz, die sonst im fiktiven Niederkaltenkrichen (gedreht wird in der Gegen um Frontenhausen) ihr Unwesen treiben, bewegen sich diesseits und jenseits der bayerischen Landesgrenzen. Bei ihren Fahrten, Wanderungen und sonstigen Unternehmungen zu Lande, zu Wasser und, ja, zur Luft treffen sie wie zufällig auf die verschiedensten Bewohner der jeweiligen Grenzregion, um sich von diesen im netten Plausch über regionale Eigenheiten, Kulinarik, besondere Hobbys oder Lebensleistungen unterrichten zu lassen. Der Vergleich zu einem Franz Xaver Gernstl, BR-Urgestein und gewissermaßen Erfinder der menschelnden Reisereportage, liegt nahe. Aber einiges ist bei Bezzel und Schwarz dann doch etwas anders.
Vor allem: Die beiden 48-Jährigen, die schon seit dem Dreh zu Marcus Rosenmüllers Nachkriegsolympiafilm "Schwere Jungs"(2006) befreundet sind, sind keine Reporter, sondern Schauspieler. Das heißt: Einerseits fehlt der Reihe ein wenig das Investigative, tiefer gebohrt wird hier eher selten, doch andererseits gibt es umso mehr Action und nette Späße zu bestaunen. Denn Bezzel und Schwarz hören nicht nur zu, sie machen ab und an auch mit.
Hier geht es mit der Pistenraupe übers verschneite Sudelfeld, dort mit dem Gleitschirm übers Grenzland hinweg oder schon auch mal auf Schusters Rappen hinauf in die Höhen der Allgäuer Alpen, wo die beiden auf einen sympathischen Iraker treffen, der tatsächlich als Bergführer sein Glück gefunden hat. Und beim Schnapsbrenner in Ebbs/Tirol wird natürlich ordentlich gezwitschert, bis die Wangen rosig glühen und im schönsten Schmäh über den Grenzverkehr, über Unterschiede und Gemeinsamkeiten oder gleich das Leben an sich philosophiert wird. Und wohlgemerkt: All das – und noch einiges mehr – passiert nur in der ersten Folge ("Der Süden").
Es ist also jede Menge los in dieser wunderbaren Wohlfühlsendung, in der es viel Bierseligkeit und – ein O-Ton von Simon Schwarz aus Folge eins – "nur, nur nette Leute" gibt. Das Ganze kommt allerdings schon daher, wie ein Fernsehstück gewordenes "Servus"- oder "Landlust"-Magazin mit Starpower. Wenn man denn an dem Format etwas aussetzen möchte, dann höchstens, dass man merkt, dass das alles natürlich ganz und gar nicht so spontan ist, wie vorgegeben wird, dass die beiden Protagonisten fast schon zu perfekt harmonieren, um sich kongenial zu ergänzen, und dass die Ecken und Kanten fehlen.
Das Kernige, das Schroffe, das die Menschen im Bayerischen Grenzland, egal ob im Süden oder Norden, Osten oder Westen, eben auch ausmacht, ist hier ein rares Gut. Andererseits muss Fernsehen ja nicht immer besonders originell sein, um zu funktionieren. Den Freunden Bezzel und Schwarz schaut man gerne bei ihren Unternehmungen zu. Man wird schnell warm mit dieser Sendung und ihrem ureigenen Charme. "Für mich war das eigentlich wie immer bei der Arbeit mit Simon: Vertraut, konzentriert, lustig", schwärmt Sebastian Bezzel. Genau das kommt auch rüber.
"Eine Grenze ist nur eine Linie"
Simon Schwarz präzisiert die Vorgehensweise recht plastisch: "Natürlich gibt es einen Unterschied zwischen einem Drehbuch mit einem fiktiven Stoff, bei dem man die ganze Geschichte schon kennt, und einem Drehbuch, aus dem du lediglich erfährst, wie dein Gegenüber heißt und was es beruflich macht", sagt der Mann, der in den Rita-Falk-Verfilmungen den verschmitzten Privatermittler Birkenberger spielt. "Insofern war es für mich spannend zu sehen, wie wir uns da hineinarbeiten werden. Mir hat es riesigen Spaß gemacht, und ich fand eigentlich, dass das unsere Arbeit als Schauspieler ziemlich gut auf den Punkt bringt – nämlich Leute zu beobachten und ihnen zuzuhören, um von ihnen zu lernen."
Regisseur Stefan Kauertz fügt hinzu, die Zusammenarbeit mit Bezzel und Schwarz sei "wie eine Klassenfahrt" gewesen. Man habe "sehr viel gearbeitet, aber auch sehr viel gelacht. Die beiden haben teilweise in den Gesprächen die Kamera vergessen, ein Traum für den Regisseur eines solchen Formates." Sein Fazit nach knapp einmonatigem Dreh entlang der bayerischen Grenzen: "Wir haben viele Grenzgänger getroffen und festgestellt: Eine Grenze ist nur eine Linie. Rechts und links davon sind sich die Menschen sehr ähnlich, selbst wenn sie eine andere Sprache oder einen anderen Dialekt sprechen."