50 Jahre nach dem Putsch gegen den chilenischen Präsidenten Salvador Allende, der sich nach der Bombardierung des Präsidentenpalastes am 11. September 1973 das Leben nahm, erinnert ein dreiteiliger ARTE-Themenabend an den Gewaltakt und versucht die Zuordnung zur Gegenwart.
Am 11. September 1973 wurde der Traum des chilenischen Präsidenten Salvador Allende und seiner Gruppierung Unidad Popular von den Truppen des Generals Pinochet brutal beendet. Flugzeuge bombardierten den Prädidentenpalast, blockierten die Radiostationen und setzten Regierungspolitiker gefangen. Tausende kamen in Gefängnisse, wurden gefoltert oder ermordet. Etwa 20.000 Chilenen konnten später ins Ausland fliehen. Pinochets Diktatur, die er mit der wirtschaftlichen und politischen Gefährdung Chiles unter Mithilfe der USA begründet hatte, währte bis 1990, doch auch danach blieb das Land gespalten. Ein Prozess, der 2001 gegen den Diktator wegen der Folter von Gefangenen und politischer Morde gegen ihn angestrengt werden sollte, wurde aus gesundheitlichen Gründen verworfen.
Die Dokumentation "Chile: Träume, Terror, Neuanfang" (ARTE France, Erstausstrahlung) erinnert in erschütternden Archivaufnahmen an den Putsch von 1973, sie zeigt unter anderem die vergebliche Suche von Angehörigen nach ihren verschwundenen Verwandten. – Allende verabschiedete sich 1973 in einer letzten Rede mit den Worten: "In diesem historischen Moment werde ich die Treue zum Volk mit meinem Leben bezahlen. – Sie haben die Macht, sie können uns überwältigen, aber sie können die gesellschaftlichen Prozesse nicht durch Verbrechen und nicht durch Gewalt aufhalten."
Der Traum von einem Sozialismus ohne Gewalt und Gulags schien damit beendet zu sein, zumal sich Pinochet und seine Nachfolger um einen gewissen sozialen Ausgleich bemühten. Doch noch immer sind die Wunden der Vergangenheit keineswegs geheilt. Erst 2019 wurde ein erneuter Weg zu mehr sozialer Gerechtigkeit von Demonstranten gefordert, ein nachfolgendes Referendum wurde aber abgelehnt. Anhand zahlreicher Zeitzeugen aus Gegenwart und Vergangenheit zeigt die ARTE-Doku ein noch immer im Stillstand verharrendes Land.
Der Film "Chile: Das Volk gegen die Chicago Boys" (ARTE F, 2022) setzt sich im Anschluss mit der Doktrin eines militanten Neoliberalismus auseinander, wie sie die "Chikago Boys", eine Gruppe konservativer chilenischer Ökonomen, vertraten. Er macht sie an zwei gegensätzlichen Charakteren fest. Wie sollten sich die Güter in Chile, einem der reichsten Länder Südamerikas, gerecht verteilen? Als sich 2019 in Chile erstmals eine Verfassungsänderung abzeichnet, stehen Mariana und Ramiro auf verschiedenen Seiten, er auf Seiten des Besitzes, sie kämpft für die Armen. Doch beide nähern sich einander an.
Die Dokumentation "Der Kampf um Chile" von Patricio Guzman (Frankreich, 1975) setzt sich schließlich um 0.20 Uhr mit dem Kampf der Wirtschaftsideologien vor 50 Jahren auseinander. Gleich nach dem Regierungsantritt Allendes organisierten dessen Gegner wilde Streiks, die USA reagierten mit wirtschaftlichen Restriktionen. Als Allendes Unidad Popular bei einberufenen Wahlen 1973 dennoch obsiegte, beschloss man den blutigen Putsch.
Themenabend: Chile – 50 Jahre nach dem Putsch – Di. 12.09. – ARTE: 21.50 Uhr