In der toll besetzten Komödie "Das schwarze Quadrat" gehen zwei Kunstdiebe auf Kreuzfahrt, um ein Bild an den Mann zu bringen. An Bord entspinnt sich ein Katz-und-Maus-Spiel rund um Kunstliebhaberei, falsche Identitäten und Fremdschäm-Momente auf der Showbühne. Albern, aber auch irgendwie brillant.
"Stell Dir vor, Du willst Dich verstecken, aber Du musst auf die Bühne", stand auf dem Kinoplakat zu Peter Meisters Debütfilm "Das schwarze Quadrat", der nun bei ARTE und irgendwann später beim ZDF seine TV-Premiere erfährt. In der Tat ist der Plot dieser durchgeknallten Komödie, die gleichzeitig an Peter Alexanders "Charleys Tante" und an den absurden Mummenschanz eines Peter Sellers erinnert, ziemlich genial: Die beiden Kunstdiebe Vincent (Bernhard Schütz) und Nils (Jacob Matschenz) haben "Das schwarze Quadrat" aus einem Museum gestohlen. Das real existierende Werk des russischen Künstlers Kasimir Malewitsch, welches als Ikone der Moderne gilt, ist viele Millionen wert. Die Kriminellen sollen es auf einem Kreuzfahrtschiff dem Käufer übergeben, doch leider geht die Organisation ihrer Tickets und falschen Pässe am Terminal schief.
Also überfallen Vinent und Nils kurzerhand zwei Männer, die noch spät an Bord gehen wollen und nehmen deren Identität an. Blöderweise handelt es sich bei den Opfern um zwei Kleinkünstler, die für die Bordunterhaltung zuständig sind. Tatsächlich erfahren die Kunstdiebe, kaum an Bord gegangen und von Crew-Managerin Helen (Victoria Trauttmannsdorff) begrüßt, dass sie beide zweimal täglich Auftritte als Elvis respektive David Bowie auf der Showbühne zu absolvieren haben. Leider sind auch die Rollen schon festgelegt, und so zwängt sich der gänzlich unmusikalische Senior-Dieb Vincent in ein schrilles Bowie-Kostüm aus dessen Glamrock-Phase, während Nils einen schmalen Elvis geben darf.
Noch andere merkwürdige Gestalten sind an Bord des Schiffes unterwegs. Zum Beispiel die mysteriöse Martha (Sandra Hüller), die sich ebenfalls sehr für das Bild interessiert, oder ein sexuell aktives Paar, bestehend aus Bordpianistin Mia (Pheline Roggan) und Kreuzfahrt-Gentleman Levi (Christopher Schärf). Dazu kommen ein Schiffsdetektiv (Wolfgang Packhäuser), der in besagte Crew-Managerin Helen verliebt ist, und ein namenloses Touri-Publikum, das die merkwürdigen Auftritte von Vincent und Nils über sich ergehen lassen muss. Tatsächlich sind die Fremdschäm-Bühnenmomente von Vincent und Nils das Highlight der von der Kritik gefeierten Kinokomödie "Das schwarze Quadrat" des 36-jährigen Newcomers Peter Meister.
Peter Meister wurde in Bonn geboren, wuchs jedoch in Südhessen an der Bergstraße auf. Schon mit einigen brillanten Kurzfilmen machte der junge Filmemacher von sich reden. Als Produzent fungierte meist Frédéric Hambalek, mit dem er 2015 die Produktionsfirma Kabakon Film & Medien in Bensheim gründete. Hambalek wiederum hat sich als Drehbuchautor von großartig erzählten Fernsehfilmen wie "Jackpot" oder "Der Polizist und das Mädchen" hervorgetan. Vom Power-Duo aus Bensheim können deutscher Film und deutsche Serienlandschaft also noch einiges erwarten. Auch deshalb, weil man wie in "Das schwarze Quadrat" alte Filmgenres liebevoll zu bedienen weiß, aber darin so viele lustig-kluge Twists und Ideen einbaut, dass man als Zuschauer nur mit der Zunge schnalzen kann und sich exzellent unterhalten fühlt.
Dass der besondere Humor der Kreuzfahrt-Komödie funktioniert, liegt natürlich auch am starken Schauspiel-Ensemble: Bernhard Schütz ist als Bowie der traurigen Gestalt wie immer eine (lakonische) Wucht. Auch Sandra Hüller, Pheline Roggan oder Victoria Trauttmannsdorff sind als "Varianten" unterschiedlicher Femme fatale-Ideen ziemlich stark. Insgesamt hat man auf dieser überdrehten Kreuzfahrt, in der es im Subtext auch immer wieder um Definitionen von Kunst und Unterhaltung geht, einfach eine gute Zeit, sofern man sich auf das hanebüchene, aber keineswegs völlig abwegige Ideen-Feuerwerk Peter Meisters einlässt.
Das schwarze Quadrat – Fr. 05.05. – ARTE: 20.15 Uhr