In der schwedischen Kleinstadt Karkebo gibt es nur Ruhe und Natur. Für die Macher der Serie "Detective No. 24" der perfekte Ort, um Abschiebung und Schicksalsschläge in den Vordergrund zu rücken – mit Kriminalfällen inklusive.
Sherlock Holmes hat Dr. Watson und Tilda hat nun Ibraahin – der auch "Nummer 24" genannt wird, wie seine Zimmernummer in der Flüchtlingsunterkunft. Ungleicher könnte ein Ermittler-Duo nicht sein, doch schnell merkt man in der Krimiserie "Detective No. 24", dass die Staatsanwältin und der somalische Flüchtling einander brauchen. Denn beide verbindet nicht nur die Liebe zum Ermitteln, sondern auch der Wunsch nach einer zweiten Chance. Das ZDF zeigt die schwedisch-deutsche Koproduktion an drei Sonntagen hintereinander, jeweils als Doppelfolge.
Nachdem Staatsanwältin Tilda Renström (Malin Levanon) entlassen wurde, arbeitet sie nun in ihrer überschaubaren und idyllischen Heimatstadt Karkebo in einer Flüchtlingsunterkunft. Warum es zur Kündigung kam, ist zunächst unklar. Klar ist nur, dass sich Tilda ungern an Vorschriften hält und den Eindruck erweckt, als würde sie nur an ihren eigenen Vorteil denken. Obwohl sie viel Verantwortung als Betreuerin trägt – immerhin wird über das Schicksal von Menschen entschieden – erfüllt sie ihre neue Arbeit nicht. Tilda möchte wieder als Staatsanwältin arbeiten.
Da kommt ihr das Verschwinden der 15-jährigen Anna (Kerstin Hylander Signahl) gewissermaßen gerade recht. In der Nähe der Unterkunft werden ihre Tasche und ihr Fahrrad mit Blutspuren gefunden. Die Stadtbewohner sind in großer Sorge, denn Anna ist "normalerweise keine, um die man sich Sorgen machen muss". Schnell lässt sich Tilda in der Einrichtung als Ansprechpartnerin für die Polizei ernennen – was vor allem Ermittler Mats (Kristofer Kamiyasu) so gar nicht gefällt. "Ich schwöre dir, wenn du wieder die Untersuchungen gefährdest, bringe ich dich vor den Richter", droht er ihr.
Jedoch lässt sie sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Allerdings sieht nicht nur Tilda den Fall als Gelegenheit, sondern auch der sonst schweigsame Flüchtling Ibraahin (Nasir Farah Dhagole). "Ich kann Ihnen helfen, Anna zu finden", erklärt er ihr, "aber dann müssen sie meine Abschiebung aufhalten." Zunächst wird Ibraahin von Tilda nur belächelt – wie soll er ihr helfen können? Als sich einer seiner Theorien als richtig herausstellt, muss die Frau wohl doch über ihren Schatten springen.
Mit einer düsteren und teils humorvollen Atmosphäre ist es Zaida Bergroth und Patrik Gyllström (die sich als Regisseure abwechseln) gelungen, eine hochwertige Serie zu inszenieren, in der das Publikum immer mehr in die Geschichte der einzelnen Charaktere eintauchen kann. Entscheidend ist aber weniger der spannende Fall an sich, sondern der vielfältige Mix an allgegenwärtigen Themen. Abschiebung und Einwanderung stehen im Vordergrund der Serie.
Dabei verkörpert der 37-jährige Nasir Farah Dhagole mit Bravour einen Mann, der für das Schicksal von zahlreichen Menschen steht: für Menschen, die alles aufgeben mussten und, gefangen in Schubladen, ihr wahres Potenzial nicht entfalten können. Gerade an diesem Punkt regt "Detective No. 24" zum Nachdenken an, zumal Malin Levanon als Tilda das perfekte Klischee einer zu schnell urteilenden und etwas überheblichen Frau darstellt. Doch auch diese Figur schließt man mit der Zeit ins Herz.
Alle Episoden sind bereits ab Sonntag, 1. Oktober, 10.00 Uhr, in der ZDFmediathek abrufbar.
Detective No. 24 – So. 15.10. – ZDF: 22.15 Uhr