Die Ungewollten - Die Irrfahrt der St. Louis
21.10.2019 • 20:15 - 21:45 Uhr
Fernsehfilm, Dokudrama
Lesermeinung

Drehstartfoto "St. Louis" (AT) - mit Ulrich Noethen
  Ulrich Noethen als Kapitän Gustav Schröder
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Im Mittelpunkt der Handlung steht Kapitän Gustav Schröder, verkörpert von Ulrich Noethen.
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Florian Panzer (rechts) spielt Otto Hendrich, einen Steward an Bord der St. Louis.
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Das Schicksal der Passagierin Martha, gespielt von Britta Hammelstein, steht stellvertretend für viele Frauen mit
ihren Kindern an Bord.
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Originaltitel
St. Louis
Produktionsland
D, P
Produktionsdatum
2019
Fernsehfilm, Dokudrama

Flüchtlingsschiff ohne Hafen

Von Rupert Sommer

In einem packenden Dokumentarfilm erzählt der NDR für das Erste die tragische Odyssee von 937 jüdischen Flüchtlingen nach: Sie wollten Nazi-Deutschland verlassen, wurden in Kuba, den USA und Kanada aber nicht aufgenommen.

Es war eine Schifffahrt, die voller Hoffnung startete – und im Grauen endete. 1939 durften mit einer Sondererlaubnis der Nazis 937 jüdische Flüchtlinge an Bord der "St. Louis" den Hamburger Hafen verlassen. Ihre Zuversicht: Jenseits des Atlantiks würden sie in Sicherheit ein neues Leben beginnen können. Doch wie der beklemmende neue Dokumentar-Film "Die Ungewollten – Die Irrfahrt der St. Louis", der vom NDR zusammen mit dem SWR, RBB und HR produziert wurde, zeigt, endete ihre Odyssee im Grauen der Vernichtung.

Gesteuert hat das große Flüchtlingsschiff einst der Hamburger Kapitän Gustav Schröder, in dessen Hinterlassenschaft das Autorenteam rund um Susanne Beck und Thomas Eifler wichtige Entdeckungen gemacht haben, auf die sich der neue Film stützt. Er steuerte den Dampfer zunächst voller Zuversicht über das Weltmeer und musste schon bald eine fürchterliche Ernüchterung an seine Passagiere weitergeben. Am ersten Hafen in Havanna auf Kuba wurde den Flüchtlingen, deren Leben in Nazi-Deutschland akut bedroht war, die Einreise verwehrt.

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Schröder nahm Kurs gen Norden und steuerte zunächst Washington an. Doch auch dort durfte das Boot keinen sicheren Hafen erreichen. Ähnlich trostlos die Lage wenig später in Kanada, wo den deutschen Juden ebenfalls die Aufnahme verweigert wurde. An Bord ereigneten sich fürchterliche Szenen. Selbstmorde waren an der traurigen Tagesordnung, und sogar eine Meuterei war geplant. Schließlich musste die "St. Louis" wieder in Europa, im Hafen von Antwerpen festmachen. Nahezu ein Drittel der Passagiere wurden in den Folgejahren von den Nazis ermordet.

Das sehr sehenswerte Dokudrama in Spielfimqualität, unterstützt durch viel Archivmaterial und die starken Schauspielerleistungen unter anderem von Ulrich Noethen und Britta Hammelstein, weckt nicht nur verdrängte Erinnerungen an ein besonders düsteres Kapitel der NS-Jahre. Angesichts der aktuellen Flüchtlingsströme und dem täglichen Ertrinken von Hilflosen und oft sehr "Ungewollten" im Mittelmeer hat der Film eine brisante moderne Aktualität.

Das geschichtliche Versagen der US-Behörden und der Kanadier, die die weltpolitische Brisanz der Irrfahrt der "St. Louis" komplett verkannten, hat zuletzt weite Kreise gezogen. Kanadas Premier Justin Trudeau entschuldigte sich erst vor einiger Zeit bei den Familien der jüdischen Flüchtlinge, die Kanada einst abwies. Kapitän Schröder wurde in der zentralen jüdischen Holocaust-Gedenkstätte in Jad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" geehrt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

Darsteller

Vielseitig einsetzbarer Schauspieler: Ulrich 
Noethen, hier in "Von Mäusen und Lügen"
Ulrich Noethen
Lesermeinung
Schauspieler Golo Euler 2019 beim Deutschen Schauspielpreis.
Golo Euler
Lesermeinung

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