Vor fünf Jahren sorgte Daniel Harrich mit seinem investigativen TV-Thriller "Meister des Todes" für einen Polit-Skandal und Prozesse gegen die deutsche Waffenindustrie. Die Fortsetzung seines mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Films gibt nun die Ereignisse jener Prozesse wieder.
Der starbesetzte Thriller "Meister des Todes" (2015) war zweifellos einer der politisch "wirksamsten" Filme der deutschen Fernsehgeschichte. Die Story um eine fiktive Waffenschmiede aus Baden-Württemberg, deren Geschäftsmodelle größte Ähnlichkeit mit tatsächlichen deutschen Waffenfirmen aufwies, sorgte für eine aktuelle Stunde im deutschen Bundestag sowie für mehrere Gerichtsverhandlungen gegen jene Unternehmen. Fünf Jahre später reflektiert die Fortsetzung "Meister des Todes 2" diese Prozesse und verknüpft sie mit den Leiden von deutschen Waffen geschädigter Mexikaner. Nach dem Fiction-Thriller des für Teil eins mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Investigativ-Journalisten und Regisseurs Daniel Harrich folgt im Rahmen eines ARD-Themenabends "Waffenhandel" die 30-minütige Dokumentation "Tödliche Exporte: Rüstungsmanager vor Gericht" um 22.05 Uhr.
Veronica Ferres, die schon in Teil eins eine kleine Rolle als Frau des Vertriebsleiters Mittel- und Südamerika einer Rüstungsexportfirma hatte, schwingt sich nun zur Chef-Protagonistin auf. Sabine Stengele (Ferres) konnte ihre Schuld, Mitglied der "Waffenfamilie" HSW zu sein, schon 2015 nur als Dauerpegel-Alkoholikerin ertragen. Während des Prozesses gegen das von Heinz Zöblin (Axel Milberg) geführten Unternehmens versucht sie, ihren Mann Alex (Heiner Lauterbach) zu einer Aussagen gegen HSW zu bewegen. Alex stirbt jedoch am Herzinfarkt, bevor es zu dieser Aussage kommt. Dennoch scheint Sabine ab sofort bereit für den Kampf. Motiviert von Menschenrechts-Anwältin Christiane Schuhmann (Katharina Wackernagel) reisen die beiden Frauen in die mexikanische Unruheprovinz Guerrero, wo 43 Studenten spurlos verschwunden sind. Es gibt Hinweise auf ein Polizeimassaker, bei dem deutsche Waffen von HSW "zuverlässig" ihre Arbeit verrichtet haben.
Eigentlich, so regelt es eine umstrittene "Endverbleibserklärung", die deutsche Waffenexporteure ausfüllen müssen, hätten die Schusswaffen gar nicht in die entsprechende Provinz geliefert werden dürfen. Doch wer will kontrollieren, wo Waffen – einmal in Mexiko angekommen – tatsächlich landen?
Harrichs Film und die nachfolgende Dokumentation werfen ein schlechtes Licht auf deutsche Waffenhändler und jene, die sie zu kontrollieren vorgeben. Deutschland, das gerne den Ruf aufrechterhält, eines der strengsten Waffen-Exportgesetze der Welt zu haben, schleudert in Wirklichkeit mit Exporten nur so um sich. Nicht nur, dass man zu den fünf größten Waffenexporteure der Welt zählt, sondern auch die Tatsache, dass die USA ihre Waffen-Exporte weitaus strenger kontrollieren als die Bundesrepublik Deutschland, hinterlässt einen faden Beigeschmack.
"Meister des Todes 2" zeigt unschöne Beziehungen zwischen Waffenindustrie, Politik und Justiz auf, die Zuständen in einer Bananenrepublik erschreckend nahe kommen. Auch wenn "Meister des Todes 2" als Film die ein oder andere Schwäche aufweist, weil beispielsweise der ein oder andere Charakter eher holzschnittartig geriert, die wichtige Agenda des ARD-Projekts überstrahlt solch künstlerischen Mängel. Manchmal muss die erzählerische Ambivalenz in der Fiction zugunsten der Offenlegung eines gesellschaftlichen Skandals zurückstecken. Daniel Harrich legt mit "Meister des Todes 2" den Finger in eine durchaus tiefe, ja peinliche deutsche Wunde, die man "politisch" schnell behandeln sollte.
Meister des Todes 2 – Mi. 01.04. – ARD: 20.30 Uhr