Frauen wurden von einem Serientäter eingemauert! Auf Norderney gilt es für Christiane Paul, zu retten, was zu retten ist.
Auch in "Ostfriesensünde", dem dritten Ostfriesenkrimi nach einem Erfolgsroman des Bestsellerautors Klaus-Peter Wolf, hat sich die Hauptdarstellerin Christiane Paul als Hauptkommissarin Ann-Kathrin Klaasen wieder schwer mit dem Geist ihres bei einer Geiselnahme ums Leben gekommenen Polizistenvaters (Ernst Stötzner) herumzuschlagen. Der Alte setzt ihr aus dem Jenseits derart zu, dass sie bei einem neuerlichen Banküberfall schon mal voreilig zur Pistole greift und hinterher den Kurzschluss gar nicht mehr verwinden kann. Andererseits ist die Kommissarin, ebenso wie ihr Erfinder ein Fachmann, eine Fachfrau für Serientäter. Diesmal wirkt ein besonders gruseliger Fiesling deutschlandweit: Er mauert Frauen ein, bislang fast ein Dutzend an der Zahl. Die letzte Leiche wird soeben auf Norderney entdeckt.
Weil die Kommissarin von der Waterkant dank ihres erstaunlichen Einfühlungsvermögens bereits mehrere Fahndungserfolge in puncto Serienmorde vorzuweisen hat – in "Ostfriesenblut" machte sie zuletzt einen Psychopathen dingfest, der sich an seinen ehemaligen Internatslehrern rächte -, legt ihr nun ein leicht hemdsärmeliger Bayer vom Wiesbadener BKA (Stephan Zinner) den Fall des sogenannten "Maurers" ans Herz. Der Kerl aus Bayern hatte in der kriminalistischen Ostfriesenszene gerade noch gefehlt.
Die Zeit drängt, denn schon ist wieder eine junge Frau von der Bildfläche verschwunden. Auf dem Revier bleibt dennoch Raum für allerlei Kollegenscharmützel und -sottisen. Ist aber auch einigermaßen verfänglich, dass Ann-Kathrin ausgerechnet mit dem Kollegen Weller (Christian Erdmann) eine mitunter recht aufreibende Lebenspartnerschaft pflegt.
"Peter, würdest du mich einmauern?", fragt Ann-Kathrin einen netten Bekannten. Sie will sich in die Rolle der Opfer hineinversetzen, will spüren, wie das ist, wenn man dem Tod so nahe kommt – und damit den Zweck des grausamen Treibens entdecken. Es darf allerdings gefragt werden, ob nicht die zugleich gestarteten Verhöre und Recherchen auch für sich alleine zielführend gewesen wären, zumal die Regie (Rick Ostermann) im Verlies auf Zeit keine größeren psychologischen Experimente wagt.
Schon sehr bald, das lässt sich nun leider nicht länger verheimlichen, läuft alles auf eine Täterschaft im Dunstkreis des Abtreibungsparagraphen 218 zu. Ein abtreibewilliger Arzt wurde von religiösen Eiferern angefeindet und immer wieder mit Schmierereien bedacht. Ob aber deswegen gleich der bibelfeste Guru aus der freisinnigen Gemeinde von nebenan der mögliche Mörder ist?
Wie es sich auch immer verhalten mag: Mit seinem durchgeknallten Maurermeister macht es sich das Drehbuch doch etwas leicht. Was abstrahiert zwischen Buchdeckeln noch klappen kann, läuft hier schief: Im Film kommen das Schauerstück und die Abtreibungsproblematik einfach nicht zur Deckung. Und wenn Barnaby Metschurat als findiger Kommissar in der Arztpraxis mit offenem Mund im Hollywoodstil den tollen Macker macht, ist das leider fehl am Platz. Selbst die einfühlsame Kommissarin gerät beim Thema Abtreibung ins Gestrüpp der Paragraphen, wenn sie sich als Gesetzeshüterin ein wenig voreilig auf die Seite der Gegner des Werbeparagraphen 219 schlägt.