Im Weinort in der Steiermark feiern sie Halloween. Die hölzernen Windräder klappern zwischen den Reben gegen die lüsternen Vögel an und die Dorfjugend feiert in einer Burgruine. Dann wird bei einer Sitzung der Seherin Vera (Adele Nauhauser) eine Weinbäuerin erschossen!
Gibt's Halloween überhaupt noch? – Man hörte und sah in Pandemiezeiten recht wenig davon. In den steirischen Weinbergen wird das Fest jedoch immer noch unverdrossen gefeiert, als seien sie mitten in Amerika. Recht amerikanisch mutet in "Steirerrausch", dem sechsten Landkrimi aus der Steiermark (Regie: Wolfgang Murnberger), allerdings auch die Sitte an, dass ein jeder zu Hause ein Jagdgewehr in der Kommode hat. Bald gibt es denn auch eine Tote: Bei einer Sitzung mit der Seherin Vera (Adele Neuhauser) wird die Winzerin Sabine Fuchs durchs Fenster erschossen. Da gibt's für die Grazer Kriminaler Sascha Bergmann (Harry Prinz) und Anni Sulmtaler (Anna Unterberger), die Neue an seiner Seite, viel zu tun im Dorf, wo die Windmühlen in den Weinbergen klappern.
Manch einer mag noch die Kollegin Mohr (Miriam Stein) vermissen, die in der vorhergehenden Folge "Steirertod" das Leben lassen musste. Doch die Neue und der alte Haudegen Sascha verstehen sich gut. Folglich laufen die Dialoge zwischen den beiden wie geschmiert, gleich, ob es sich nun um die ewigen Scharmützel zwischen den Geschlechtern handelt oder ob nach erfolgreicher Zimmersuche im Tristesse-Hotel die Anni in adretten Dessous dem weniger adretten Sascha den Fuß verbinden muss, weil er in die Scherben einer Fensterscheibe getreten ist.
Im Sekundentakt berichtet Anni dem Sascha auch ihr ganzes bisheriges Leben: dass sie bei der Tante aufgewachsen ist, weil die Eltern früh gestorben sind. dass sie dann aber zur Oma überwechseln musste, weil der Onkel übergriffig geworden sei. Anna Unterberger unterdrückt ihren Schmerz derart cool, dass es schon wieder komisch wirkt. Ihren ungelenken Macho-Kollegen hat sie sowieso jederzeit im Griff, wie auch alsbald den ganzen Fall.
Der deutet schwer auf eine in Krimis eigentlich längst verpönte Eifersuchtstragödie hin. Wollte der Täter womöglich gar nicht die Winzerin treffen, sondern recht eigentlich die Magierin Vera selbst? Hat er sich bloß verschossen? Und wird nicht in der Hütte des Winzers Fuchs (Christoph Krutzler – eine Urwucht von einem Verdächtigen) dessen fast noch rauchendes Jagdgewehr gefunden? Derweil schleicht Eisi Gulp als Exorzist und Gegner der schwarzen Magie ums Haus. Einen zusammenklappbaren Kreuzaltar trägt er mit sich und mischt sich überall ein, seitdem er seine Approbation als Krebsheiler wegen Kurpfuscherei verloren hat.
Wie schon bei den vorherigen Landkrimis aus der Steiermark liegt die Würze wieder einmal in den locker aus der Hüfte geschossenen Dialogen. Die Balance zwischen Grusel und Komik stimmt, da erweist sih der Regisseur Wolfgang Murnberger, der zusammen mit Ehefrau Maria auch wieder das Drehbuch schrieb, wieder als Meister seines Fachs. Auf der Spürnasen-Ebene ist es eher etwas dünn. Ein Faible für einen satirischen Heimatkrimi sollte man also schon haben.
Steirerrausch – Do. 16.12. – ARD: 20.15 Uhr