The Hate U Give
20.03.2021 • 20:15 - 23:05 Uhr
Spielfilm, Drama
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Vergrößern
Originaltitel
The Hate U Give
Produktionsland
USA
Produktionsdatum
2018
Altersfreigabe
12+
Kinostart
Do., 28. Februar 2019
Spielfilm, Drama

Nach einer traurigen Begebenheit

Von Jasmin Herzog

Struktureller Rassismus in Amerika, verhandelt in einem Coming-of-Age Drama: "The Hate U Give" gelingt das Kunststück, diese so unterschiedlichen Themenfelder zusammenzubringen.

Rassismus in Amerika war in den vergangenen Jahren immer wieder Thema in Hollywood. Was auffällt: Filme wie Kathryn Bigelows Drama "Detroit", die oscarnominierte Dramödie "Green Book" oder der ebenfalls für den Oscar nominierte Film "BlacKkKlansman" behandeln allesamt historische Stoffe. "The Hate U Give", die Verfilmung des gleichnamigen, mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Bestsellers von Angie Thomas, schlägt den Bogen in die Gegenwart. Das beeindruckende Coming-of-Age-Drama von George Tillman, Jr., das nun zur Primetime auf ProSieben wiederholt wird, rückt ein 16-jähriges Mädchen ins Zentrum. Es erzählt, basierend auf wahren Begebenheiten, vom noch immer grassierenden Alltagsrassismus in den USA.

Zum ersten Mal begegnet man der jungen Starr (Amandla Stenberg, "Die Tribute von Panem"), als ihr Vater Maverick (eindringlich verkörpert von Russell Hornsby) seinen Kindern zum wiederholten Male erklärt, was sie als Schwarze in einer weißen Welt beachten müssen. Maverick, ein stolzer Black-Panther-Anhänger, beschwört seine Kinder, bei einer Autokontrolle immer ruhig zu bleiben und ihre Hände sofort auf das Armaturenbrett zu legen. Eine Lektion, deren Wichtigkeit sich wenig später bewahrheiten wird.

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Zwischen zwei Welten

Wenig später erzählt Starr dem Zuschauer von ihrem anstrengenden Doppelleben. Sie wächst in einem liebevollen Zuhause in einem Viertel auf, in dem hauptsächlich Schwarze leben. Kameramann Mihai Malaimare Jr. taucht diese Wohngegend in warme Farben, während er den Ort, an dem Starr zur Schule geht, in kühleren Tönen fotografiert. Hier hat Starr es vor allem mit weißen Mitschülern zu tun und muss sich täglich mit subtilem Alltagsrassismus auseinandersetzen. In diesem zweiten Leben hat sie sogar einen weißen Freund, den sie vor ihrem Vater geheim hält.

Dann aber holt sie ihre Herkunft mit aller Härte ein. Nach einer Party fährt Starr mit ihrem Kindheitsfreund Khalil (Algee Smith) nach Hause. Unterwegs geraten die beiden in eine Polizeikontrolle. Als Khalil eine unvorsichtige Bewegung macht, erschießt ihn ein junger Polizist ohne zu zögern. Regisseur George Tillmann Jr. schont sein Publikum in dieser drastischen Szene nicht, sondern zeigt, wie Starrs gutmütiger Freund verblutet, während sie, von dem Polizisten gefesselt, hilflos dabei zusehen muss. Ähnlich wie Khalil ist es 2009 Oscar Grant ergangen, einem 22-jährigen unbewaffneten Schwarzen, der von einem Polizisten in den Rücken geschossen wurde – und dessen Tod Autorin Angie Thomas zu ihrem Buch inspiriert hat.

Bis zur letzten Minute fesselnd

Sowohl Polizei als auch Medien beginnen sofort damit, Khalil, der für den Kleingangster King (Anthony Mackie) gedealt hat, als gefährlichen Kriminellen darzustellen. Die traumatisierte Starr muss sich nun in einem schmerzlichen Prozess entscheiden, ob sie lieber schweigen oder vor einer Jury aussagen will. Dafür müsste sie jedoch ihr sorgsam gepflegtes Doppelleben aufgeben und nicht zuletzt sich und ihre Familie in Gefahr bringen. Denn Gangsterboss King hat großes Interesse daran, den Vorfall unter den Teppich zu kehren.

Amandla Stenberg verkörpert die beiden miteinander im Streit liegenden Seiten von Starr derart überzeugend, dass der das komplexe Thema des strukturellen Rassismus auch für jüngere Menschen hautnah erfahrbar machende Film bis zur letzten Minute fesselt. Auch Algee Smith spielt sich in seiner kurzen Präsenz in die Herzen der Zuschauer. Das Ende, auf das der Film zusteuert, mag zwar etwas plakativ geraten sein. Aber eines macht "The Hate U Give" deutlich: Rassismus ist mitnichten nur ein Problem der Vergangenheit.

The Hate U Give – Sa. 20.03. – ProSieben: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Der Trailer zu "The Hate U Give"

Top stars

Das beste aus dem magazin

Harald Lesch im Interview.
HALLO!

Harald Lesch: "Ein kapitalistisches Weltbild hingegen gefährdet unsere Lebensbedingungen"

Harald Lesch bringt seit Jahren dem TV-Publikum unsere faszinierende Welt und wissenschaftliche Erkenntnisse näher. Im Interview spricht der Astrophysiker unter anderem über kommende Generationen, seine Lehrtätigkeit in München und wie Religion und Wissenschaft für ihn zusammenpassen.
Das „phaeno“ in Wolfsburg.
Reise

Wenn Architektur eine Stadt verändert

Viele Museen sind von außen genauso imposant wie von innen. Ein gutes Beispiel ist das Guggenheim-Museum, das in Bilbao zu einem wirtschaftlichen Boom geführt hat. Doch nicht nur die nordspanische Stadt profitiert vom „Bilbao-Effekt“.
Dr. Julia Fischer moderiert montags die SWRGesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des neuen ARD Gesund Youtube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen.
Gesundheit

Demenz verhindern – durch die richtige Prävention

Die Diagnose Demenz ist ein Schock für Betroffene. Doch mindestens ein Drittel aller Fälle könnte verhindert werden – mit der richtigen Prävention. Dr. Julia Fischer gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema.
Claudia Michaelsen ist als "Polizeiruf 110"-Kommissarin zu sehen.
HALLO!

Claudia Michelsen: "Es geht um zunehmend verloren gehende Empathie"

"Polizeiruf"-Kommissarin Claudia Michelsen spricht im Interview über ihre Figur, Moral in Krimis und ihre kommenden Projekte.
Stefan Fink ist Leiter einer Apotheke in Weimar 
und Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Deutschen 
Apothekerverbands.
Weitere Themen aus dem Magazin

Haarausfall – was hilft?

Stefan Fink ist Fachmann für das Thema Haarausfall. In der Arzt-Kolumne gibt der Apotheker Tipps für eine Behandlung.
Michael Kaeshammer ist ab Mitte Mai auf Deutschland-Tournee.
Weitere Themen aus dem Magazin

Michael Kaeshammer: „Wenn man nichts zu sagen hat, kann man nichts Echtes kreieren“

Michael Kaeshammer füllt in Nordamerika große Säle und hat im kanadischen TV sogar seine eigene Kochshow namens „Kaeshammer‘s Kitchen“. Seine Musik, natürlich vom Jazz beeinflusst, vereint Pop, Blues und Rock’n‘Roll - und überzeugt nicht zuletzt durch Kaeshammers einzigartigen und mitreißenden „Crossover Style“. Mit seinem neuen Album „Turn It Up“ möchte der gebürtige Offenburger, der in jungen Jahren ausgewandert ist, auch in Deutschland den Durchbruch schaffen. prisma hat mit dem Musiker gesprochen.