Andy Serkis wurde weltweit bekannt, obwohl er im Film selten in eigener Gestalt auftrat: 2001 verkörperte er in Peter Jacksons "Herr der Ringe"-Trilogie ("Der Herr der Ringe - Die Gefährten", "Der Herr der Ringe - Die zwei Türme" und "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs") das Geschöpf Gollum, das einst den Hobbits ähnlich war und auf den Namen Smeagol hörte.
In dem Fantasyabenteuer "King Kong" (2005) war er in der Titelrolle zu sehen - und doch auch wieder nicht, denn Serkis übernahm in beiden Filmen eine so genannte Motion-Capture-Rolle, das heißt, dass er die Rolle zwar verkörperte, aber ausschließlich vor Green-Screen arbeitete und später via Computer in die Geschöpfe umgewandelt wurde. Auch wenn er in den Filmen nicht mit seinem Gesicht in Erscheinung trat, so hat Serkis die Rollen jedoch maßgeblich geprägt und mitkonzipiert. Vor allem Tolkiens Gollum wird bis heute als eine der psychologisch komplexesten und körperlich anspruchsvollsten Rollen aller Zeiten angesehen, die einen Schauspieler vor große technische Herausforderungen stellt.
Eine hasserfüllte, gefallene Seele
Serkis hatte es jedoch geschafft, dem bemitleidenswerten Geschöpf lediglich durch Bewegungsabläufe, Mimik und seiner Stimme Leben einzuhauchen. In Jacksons "Der Hobbit" (2012/13) ist Serkis wieder in der Rolle des Smeagol zu sehen, in der dieser zunehmend der Macht des Rings verfällt und sich in das Geschöpf Gollum verwandelt - eine hasserfüllte, gefallene Seele. Gleichzeitig ist Serkis dieses Mal als Regisseur der Second Unit zuständig.
Serkis blickt auf eine rege Theatertätigkeit zurück: Bereits während seines Studiums arbeitete er am städtischen Dukes Playhouse in Lancaster (England), wo er für den Bereich hinter den Kulissen mitverantwortlich war. Direkt nach seinem Abschluss trat Serkis der Schauspieltruppe des Dukes bei und stand in den kommenden 18 Monaten für den Regisseur Jonathan Petherbridge auf der Bühne, der Dramen von Brecht und Shakespeare bis hin zu zeitgenössischen Stücken inszenierte. Danach arbeitete Serkins für verschiedene Schauspiel-Wandertruppen, bis er sich 1990 in London niederließ und bei Produktionen des Royal Court Theaters und des Queen's Theaters mitwirkte. Unter anderem überzeugte er in der Rolle des Dogboy in "Hush" sowie als Narr in Max Stafford Clarks "King Lear"-Inszenierung.
Auffällig ist Serkis' Wandlungsfähigkeit
Auch in Fernsehproduktionen machte sich Serkis rasch einen Namen. So verkörperte er etwa den Tom in der TV-Serie "Finney" (1994), die seinen Durchbruch im Fernsehen markierte. Auffällig ist vor allem Serkis' Wandlungsfähigkeit, so dass er brutale Halunken wie den Eigenbrötler Bill Sikes in Charles Dickens' "Oliver Twist" (1999) neben Julie Walters und Keira Knightley spielte oder in der Komödie "30 über Nacht" (2004) in die Rolle des Chefredakteurs der Zeitschrift "Poise" schlüpfte. Außerdem war Serkis in dem Thriller "Prestige - Meister der Magie" (2006) neben Hugh Jackman und Christian Bale zu sehen, die sich als Zauberkünstler ein spannendes Kräftemessen liefern.
In der Thrillerkomödie "The Cottage" (2005) spielte Serkis den David, der mit seinem Bruder Peter einen großen Coup plant: Sie wollen eine reiche Tochter kidnappen, um von ihrer Familie ein großes Lösegeld für ihre Freilassung zu erpressen. Der Schuss geht allerdings nach hinten los, weil sich die Kidnapper so amateurhaft anstellen, dass sie selbst bald zu den Gejagten zählen. Neben Brendan Fraser und Helen Mirren trat Serkis in dem Fantasyabenteuer "Tintenherz" (2007) auf und verkörperte den Bösewicht Capricorn, der versuchte, seinen Verbündeten - genannt "Schatten" - aus dem Buch "Tintenherz" in die Wirklichkeit zu holen.
Auch in Animationsfilmen lieh Serkis oft den Helden seine Stimme, wie etwa in dem Kindertrickfilm "Konferenz der Tiere" (2010), in dem er dem gallischen Hahn Charles Leben einhauchte. In dem Sciencefiction-Streifen "Planet der Affen: Prevolution" (2011) spielte Serkis - erneut in einer Motion-Capture-Rolle - den im Labor geborenen Schimpansen Caesar, der bei dem jungen Wissenschaftler Will Rodman alias James Franco aufwächst. Der hatte zuvor an Caesars Mutter ein neues und viel versprechendes Medikament getestet, das nun offenbar bei Caesar erstaunliche Folgeerscheinungen hervorruft.
Anerkannter Regisseur
Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler ist Serkis auch ein anerkannter Regisseur: Sein Regiedebüt gab er 2003 im Southwark Schauspielhaus mit einer Inszenierung von Patrick Süskinds "Der Kontrabass". Der Monolog eines Kontrabassisten singt zunächst eine Lobeshymne auf das Instrument, doch die Maske des erfolgreichen Musikers bekommt immer mehr Risse und zum Vorschein kommt ein einsamer und introvertierter Musiker, der sowohl sein Instrument als auch seinen Beruf abgrundtief hasst. Serkis' Kurzfilm "Snake" (2001) thematisiert hingegen den illegalen Handel mit Organen und regt den Zuschauer zu einer moralischen Auseinandersetzung mit dem Gezeigten an.
Weitere Filme und Serien mir Andy Serkis: "The New Statesman" (Serie), "Morris Minor's Marvellous Motors" (Serie), "Saracen" (Serie). "Streetwise" (Serie, alle 1989), "The Bill" (1990 - 1993), "The Daring Buds of May" (Serie 1992), "The Chief" (Serie), "Prince of Jutland", "Mord in St. Petersburg" (Serie), "Pie in the Sky" (Serie, alle 1994), "Die Hölle nebenan", "Stella Does Tricks" (beide 1995), "Kavanagh QC" (Serie, 1996), "Loop", "Karriere Girls", "The Pale Horse", "Mojo" (alle 1997), "Clueless" (Kurzfilm), "Insomnia" (Kurzfilm), "Among Giants - Zwischen Himmel und Erde", "The Jump" (Serie), "The Tale of Sweety Barrett" (alle 1998), "Shooting the Past", "Touching Evil" (Serie), "Topsy-Turvy - Auf den Kopf gestellt" (alle 1999), "Arabian Nights - Abenteuer aus 1001 Nacht", "The Jolly Boys' Last Stand", "Pandaemonium", "Shiner", "Jump" (Kurzfilm), "Five Seconds to Spare" (alle 2000), "Jagd nach Vergeltung" (2001), "24 Hour Party People" (2002), "Die Simpsons - Dude, Where's My Ranch" (Stimme, Serie), "Deathwatch" (alle 2003), "Standing Room Only" (Kurzfilm), "Spooks - Im Visier der MI5" (Serie) "Blessed - Kinder des Teufels" (alle 2004), "Stories of Lost Souls" (2005), "Stingray" (Stimme, Kurzfilm), "Stormbreaker", "Flutsch und weg" (Stimme), "Simon Schama's Power of Art" (Serie), "Die Moormörderin von Manchester" (alle 2006), "Extraordinary Rendition", "Sugarhouse" (beide 2007), "Klein Dorrit" (Serie), "Einstein und Eddington" (beide 2008), "Suicide Man" (Stimme, Kurzfilm, 2009), "Sex & Drugs & Rock & Roll", "Burke und Hare", "Imagine: The Weird World of Eadweard Muybridge" (Serie), "Accused: Liam's Story" (Serie) , "Brighton Rock", "Death of a Superhero" (alle 2010), "Wild Bill", "Die Abenteuer von Tim und Struppi", "Am Ende eines viel zu kurzen Tages" (alle 2011), "Der Hobbit: Eine unerwartete Reise" (2012), "Der Hobbit - Hin und Zurück" (2013), "Planet der Affen: Revolution" (2014), "Avengers 2: Age of Ultron", "Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht" (beides 2015).