Unsere Geschichte - Als die Ökos in den Norden kamen
04.10.2025 • 12:00 - 12:45 Uhr
Info, Gesellschaft + Soziales
Lesermeinung
Eckard Tietke bei der Kartoffelernte.
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Gerd Wiese baut eine Kompostdusche.
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Früher fuhr Moni Tietke persönlich Biogemüse nach Berlin.
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Henry Humburg ist Öko-Aktivist der ersten Stunde.
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Originaltitel
Als die Ökos in den Norden kamen
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2020
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Unsere Geschichte - Als die Ökos in den Norden kamen

Sie wurden als Spinner oder langhaarige Gammler bezeichnet: Junge Männer und Frauen, die Ende der 1970er-/Anfang der 1980er-Jahre schon anders leben wollten, in Kommunen, Wohngemeinschaften und vor allem im Einklang mit der Natur. Den Boden nicht ausbeuten, nachhaltig wirtschaften, auch als Landwirt, das wollten sie. Viele Alteingesessene schüttelten oft den Kopf über Themen wie Biogemüse, Tierwohl und Windenergie. Nur im dünn besiedelten, norddeutschen Wendland war es etwas anders. Zwar wurden die Latzhosenträger auch dort nicht von allen freundlich empfangen, aber der Kampf gegen das atomare Endlager in Gorleben einte mehr als er trennte. Hier fanden die sogenannten Spinner nach und nach immer mehr Unterstützer. Inzwischen sind bio, Windkraft und nachhaltiger Tourismus ein Markenzeichen der Region. Von denen, die mit diesem Trend begannen und ihren oft überraschenden Lebenswegen handelt diese NDR Dokumentation. Eine von ihnen ist Moni Tietke. Vor über vier Jahrzehnten hätte niemand gedacht, dass sie einmal Bäuerin werden würde. Sie selbst am wenigsten: "Ich bin ja hier hängengeblieben, bei einer Demo." Als Studierende kam Moni Tietke aus Berlin ins Wendland wegen der Proteste gegen die Atomkraft. Doch schnell hatte sie Lust aufs Landleben. Auch wegen Eckhard, dem Jungbauern, den sie bald darauf heiratete. Gemeinsam stellten sie den 450 Jahre alten Hof von Eckhards Familie auf bio um. Manche Nachbarn erklärten sie damals für verrückt. Aber die Tietkes haben durchgehalten und ein Erfolgsmodell geschaffen. Andere Bauern im Wendland übernahmen die Ideen der Ökos und begannen früh, mit alternativen Energien zu experimentieren. So wie Horst Wiese, der neben Hof und Dorfkrug auch einen Campingplatz betrieb. Seine Gäste brauchten zum Duschen Warmwasser. Also vergrub Horst Wiese kurzerhand Schläuche im Misthaufen, der das Wasser aufheizte. Fertig war die "Kompostdusche", eine der ersten Bioduschen in Deutschland. Sie funktioniert noch. Sein Sohn Gerhard Wiese hat nicht nur Gasthof und Campingplatz vom Vater übernommen, er betreibt mehrere Windkraftanlagen im Wendland. Auch auf der anderen Seite der innerdeutschen Grenze entstand damals eine Ökobewegung. Doch in der ehemaligen DDR begann alles viel kleiner: In Schwerin taten sich 1979 ein paar Schülerinnen und Schüler zusammen und pflanzten Bäume. Einer von ihnen: Nikolaus Voss, ehemaliger Staatssekretär in Mecklenburg-Vorpommern. Anfangs unterstützten SED und Verwaltung die jungen Leute sogar, um sie unter Kontrolle zu behalten. Doch bald schon setzte die Stasi ihre IM auf die Umweltaktivisten an. Im Osten ein Öko zu sein war schwerer als im Westen. In seiner NDR Dokumentation erzählt Grimme-Preisträger Michael Richter von Pionieren, die vor gut vier Jahrzehnten kaum einer ernst genommen hat. Mit Hartnäckigkeit und Fantasie haben sie ihre ökologischen Visionen in die Gesellschaft hineingetragen. Ein spannender und hoch unterhaltsamer Blick zurück auf die Tage, als die Ökos in den Norden kamen.

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