03.01.2023 Arzt-Kolumne

Ohne Schnuller ist es besser

Von Melanie Ahaus
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Dr. Melanie Ahaus ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen in Sachsen. Fotoquelle: privat

Eine junge Mutter kam vor einigen Tagen zum ersten Mal mit ihrer neugeborenen Tochter in meine Sprechstunde. Nach der üblichen Vorsorgeuntersuchung fragte ich, wie sie mit ihrem Kind klarkommt. "Gut", antwortete die 25-Jährige, "aber was soll ich machen, wenn sie schreit? Soll ich ihr dann einen Schnuller geben?"

Die "Schnullerfrage" ist eine der häufigsten Fragen junger Eltern in meiner Praxis. "Säuglinge haben ein großes Saugbedürfnis, Saugen beruhigt und tröstet sie, hilft beim Einschlafen und aktiviert das Verdauungssystem", erklärte ich der Mutter.

"Ob Säuglinge aber einen Schnuller bekommen sollten, ist die große Frage, die wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt ist. Fest steht, dass ein Schnuller das Risiko für Mittelohrentzündungen erhöht, das Schluckmuster verändern kann und bei langfristigem und intensivem Gebrauch die Sprachentwicklung und die gesunde Kieferstellung hemmen kann. Wenn es geht, sollten Sie also erst gar nicht damit anfangen, sondern das Neugeborene mit Zuwendung und Körperkontakt beruhigen. Und falls es ohne Schnuller nicht geht, sollten Sie ihn so wenig wie möglich geben, keinesfalls stundenlang im Mund lassen", antwortete ich der Mutter.

"Wenn ich meiner Tochter einen Schnuller geben will, wie finde ich dann den richtigen?", fragte mich die 25-Jährige. Dafür gibt es ein paar einfache Regeln. Der Schnuller sollte deutlich unter zehn Gramm wiegen, weil er sonst die Muskeln zu stark beansprucht. Das Lutschteil sollte aus Latex sein, weich und beweglich, klein, symmetrisch und flach, vorne schmal, damit das Kind den Mund schließen kann. Und mit den ersten Zähnchen, idealerweise mit acht bis neun Monaten, spätestens aber mit zwei Jahren, sollte das Kind sich vom Schnuller verabschieden, damit es nicht zu Kieferfehlbildungen kommt.

"Rituale helfen dabei, zum Beispiel kann die Schnullerfee kommen und den Schnuller gegen ein kleines Geschenk eintauschen. Oder Ihre Tochter schenkt mir den Schnuller, wenn sie wieder in die Praxis kommt. Wir legen ihn dann gemeinsam hier in eine Schublade und sagen ‚Tschüss, Nucki!‘", erklärte ich der Mutter.

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