Wer schon mal in einem reißenden Fluss geschwommen ist, weiß: Man kann sich der Strömung nicht entgegenstellen. Viele kennen eine andere Art der Flut, die uns mitzureißen droht und allzu häufig auch ertränkt: die Informationsflut auf allen Kanälen.
Fernsehnachrichten zuhause, auf der Arbeit, im Restaurant. Nicht nur Nachrichten auf einem Kanal, sondern auch noch mit Spruchbändern mit zusätzlicher Information. Das Handy meldet mit einem Ton, dass eine SMS oder eine E-Mail da ist. Gleichzeitig läutet das Telefon. Oder wir reden grad mit unserem Liebsten – zur gleichen Zeit.
Wir sind keine "Multitasker"
Bei alldem begehen wir einen fatalen Fehler: Wir denken, wir sind Computer oder wie Computer. Die können, das weiß man, verschiedene Prozesse parallel verarbeiten. Blitzschnell. Experimente zeigen deutlich: Wir sind eben genau keine "Multitasker", die vieles gleichzeitig aufnehmen oder tun können. Auch die Aussage, dass Frauen das können, Männer aber nicht, ist ein Gerücht, das auf eine lausige Studie zurückgeht.
Wir wissen vielmehr: Multitasking macht ineffizient und unglücklich. Es verringert unsere Fähigkeit, uns wichtige Dinge zu merken. Dafür benötigen wir die volle Aufmerksamkeit. Daher ist der einzige Weg aus der Informationsflut der gleiche wie im Wasser: Aussteigen.
Machen Sie es sich zum Prinzip, immer nur einem Informationskanal auf einmal Ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Telefonieren und nicht gleichzeitig noch auf dem Bildschirm E-Mails anschauen. Mit dem Partner reden, ohne gleichzeitig noch Nachrichten zu hören. Einen Film anschauen, ohne gleichzeitig noch in der Zeitung zu blättern.
Eine Woche ohne E-Mails oder Fernsehen
Verbringen Sie am besten einmal testweise eine Woche ohne E-Mails oder Fernsehen, und schauen Sie, was passiert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Sie sich besser fühlen, denn diese Flut ist hausgemacht – aus Angst, etwas zu verpassen.
Dabei führt gerade diese Überflutung dazu, dass wir das Wesentliche verpassen: unser Leben nämlich, das genau in diesem Augenblick stattfindet.