06.08.2024 Arzt-Kolumne

Auch Männer haben Osteoporose

Von Professor Dr. med. Burkhard Siever
Professor Dr. med. Burkhard Sievers ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie und Gendermediziner am Sana Klinikum Remscheid, Inhaber der Praxis Cardiomed24 in Meerbusch und Buchautor.
Professor Dr. med. Burkhard Sievers ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Angiologie und Gendermediziner am Sana Klinikum Remscheid, Inhaber der Praxis Cardiomed24 in Meerbusch und Buchautor. Fotoquelle: Anke Dörschlein

„Osteoporose haben doch nur Frauen. Das habe ich zumindest sehr lange geglaubt. Vielleicht hätte ich mir sonst meinen Krankenhausaufenthalt ersparen können“, erklärte mir vor Kurzem ein 73-jähriger Patient, der wegen eines Oberschenkelhalsbruchs bei uns behandelt wurde. Über mehrere Jahre hatte sich der Rentner bereits verschiedene Knochenbrüche zugezogen. Erst brach er sich den linken Unterarm, dann das linke Handgelenk, und jetzt, ein Jahr später, den rechten Oberschenkelhals. Alles ohne einen großen Unfall.

„Es fing damit an, dass ich über einen längeren Zeitraum merkte, dass ich immer kleiner und krummer wurde. Und dann kamen die Knochenbrüche. Niemanden schien es zu wundern, dass ich mir so oft etwas brach. Ich selbst hatte zwar schon mal etwas von dem gefürchteten Knochenschwund gehört, aber für mich war das eine Frauenkrankheit, die ich deshalb nicht haben konnte“, beschrieb der 73-Jährige seinen Krankheitsverlauf.

Aus diesem Grund blieb seine Krankheit lange unentdeckt. Man kann sie zunächst weder sehen noch spüren. Denn bei Osteoporose baut sich die Knochensubstanz allmählich ab – bis die Knochen porös werden. Erst im fortgeschrittenen Stadium kommt es wie bei unserem Patienten zu Knochenbrüchen – insbesondere an den Wirbeln, am Oberschenkelhals und an den Handgelenken. Die Erkrankung wird im Rahmen einer körperlichen Untersuchung mit Röntgenaufnahmen der Wirbelsäule und des Beckens sowie mithilfe einer Knochendichtemessung diagnostiziert und kann mit Medikamenten behandelt werden. „Es stimmt, auch Männer können brüchige Knochen bekommen“, bestätigte ich ihm. Zwar ist das typische Erscheinungsbild immer noch eine ältere Frau mit einem krummen Rücken. Das dürfte daran liegen, dass der Knochenschwund sehr viel mehr Frauen trifft. Im Alter von über 50 Jahren ist eine von vier Frauen und einer von 17 Männern betroffen. Frauen haben in 80 bis 90 Prozent der Fälle die primäre Form von Osteoporose, die durch den natürlichen Abbau ihres Sexualhormons Östrogen im Alter entsteht. 

Bei Männern ist das anders. Bei ihnen entwickelt sich Osteoporose in 60 Prozent der Fälle aus anderen Gründen als durch Testosteronmangel. Zum Beispiel durch zu wenig Bewegung, zu viel Alkohol, chronische Darmentzündungen, eine Schilddrüsen-, Nieren-, oder Parkinsonerkrankung. Auch Medikamente wie Kortison, die bei Arthritis oder chronischen Lungenkrankheiten verordnet werden, gehören zu den sekundären Ursachen. Diese Form von Knochenschwund beginnt bei Männern schon zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Daher ist es sinnvoll vorzubeugen: durch viel Bewegung in der Natur, eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr, eine eiweißreiche Ernährung und genügend Kalzium.

Das könnte Sie auch interessieren