09.09.2024 Arzt-Kolumne

Darf man Kleinkinder vegan ernähren?

Von Dr. Melanie Ahaus

Dr. Melanie Ahaus gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema vegane Ernährung von Kleinkindern. 

Nicht Fisch, nicht Fleisch, keine Milch und kein Ei – so ernähren wir uns in der Familie, und für mein Kind möchte ich das auch so. Oder spricht etwas dagegen?“, fragte mich kürzlich die junge Mutter eines Säuglings, die zu mir in die Sprechstunde kam. Fast jeden Tag kommen Eltern in meine Praxis und wollen wissen, ob sie ihre Kinder vegan ernähren können, ohne dass sie Schaden davontragen. Viele ernähren sich selbst vegan – so wie die Eltern des Säuglings. „Grundsätzlich ist es gut, auf Fleisch und tierische Produkte zu verzichten. Es ist auf jeden Fall besser für unsere Umwelt und vor allem für die Tiere. Vegetarische Ernährung ist beispielsweise überhaupt kein Problem. Bei veganer Ernährung fehlen allerdings mehrere wichtige Nährstoffe, die es dann auch nur eingeschränkt oder gar nicht über andere Lebensmittel gibt“, erklärte ich der Mutter, die mich um Rat gebeten hatte.

Der kleine Junge war fünf Wochen alt. „In diesem Alter reagiert der kindliche Organismus extrem empfindlich auf Nähstoffmangel. Kritisch ist bei veganer Ernährung die Versorgung mit Eiweiß und bestimmten Fettsäuren, Vitaminen und Spurenelementen. Schon kleinere Schwankungen und Unterversorgungen etwa mit Vitamin B12 können die im Wachstum befindlichen und daher besonders empfindlichen Organe eines Säuglings schädigen, vor allem die neurologische Entwicklung und geistige Gesundheit massiv und auch dauerhaft gefährden“, erklärte ich ihr. Noch wurde der Säugling gestillt. „Als stillende Mutter sollten Sie nun unbedingt Vitamin B12-Präparate nehmen und regelmäßig ihre Blutwerte ärztlich kontrollieren lassen“, empfahl ich ihr. 

In ein paar Monaten, wenn der Junge mit der Beikost beginnt, ist die Beratung durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft unverzichtbar. Sie kann mit der Familie Ernährungspläne ausarbeiten und Zusatzstoffe benennen, die garantieren, dass Eltern und Kind gesund bleiben – und dass auch ein sehr wählerisches Kind die richtigen Nährstoffe bekommt. Eigenstudium durch Literatur oder YouTube reicht auf gar keinen Fall aus.

Außerdem nicht vergessen: regelmäßige Blutabnahmen zur Kontrolle des Versorgungsstatus.