13.10.2015 Gesundheit

Arzt-Kolumne: Dauernd in Alarm

Von Prof. Dr. Harald Walach
Prof. Dr. Harald Walach ist Psychologe und Universitätsprofessor mit dem Forschungsschwerpunkt Komplementärmedizin.
Prof. Dr. Harald Walach ist Psychologe und Universitätsprofessor mit dem Forschungsschwerpunkt Komplementärmedizin. Fotoquelle: privat

Wir sind, wie unsere Urahnen, auf ein einfaches Muster ausgelegt: Wenn wir bedroht werden, schüttet unser Körper kurzfristig Adrenalin und langfristig Cortisol aus. Kurzum: Wir erleben Stress.

Wenn die Bedrohung vorbei ist, setzt die Erholung ein: essen, erholen, schlafen.

Das Problem unserer modernen Lebensweise: Wir leben in einer Umwelt, die uns, ohne dass wir es merken, dauernd in einen Alarmzustand versetzt, und haben zu wenig Möglichkeiten, unser Erholungssystem wirken zu lassen. Dies führt zu einer Daueranspannung. Das Fatale ist, dass uns das kaum noch auffällt. Die physiologischen Prozesse, die normalerweise
zu einer Beendigung der Stressreaktion führen, nämlich starke körperliche Betätigungen, fallen meistens aus.

Stress ist die Naturkatastrophe der modernen Zeit. Doch wir können uns dem entziehen

Doch unbemerkte Quellen von Stress können Sie vermeiden. Hier ein paar Tipps: Reduzieren Sie die Informationsflut.
Schalten Sie Radio und Fernseher aus, wenn Sie nicht bewusst zuhören wollen. Stellen Sie Mobiltelefone leise. Überprüfen Sie hin und wieder die Ziele, die Sie sich gesteckt haben: Sind es wirklich die Ihren? Wollen Sie diese tatsächlich erreichen?

Fragen Sie sich, ob Sie Tätigkeiten abgeben können? Vielleicht müssen Sie sich manchmal überlegen, was Ihnen lieber ist: Kontrolle und der damit verbundene Stress oder Vertrauen auf die Kompetenz anderer und ein leichteres Leben?

Vermeiden Sie Dauerarbeit und ständige Bereitschaft. Sparen Sie sich pausenlose Präsenz in sozialen Medien. Forschung zeigt: Das macht nicht glücklich und setzt unter Druck. Denn man hetzt immer dem vermeintlich besseren, aufregenderen Leben nach. Bauen Sie möglichst viel Bewegung in Ihren Alltag ein. Schließlich ist körperliche Aktivität die wichtigste Maßnahme, um Belastung zu kanalisieren.

Spüren Sie nach, was Ihnen wirklich zur Erholung verhilft. Häufig ist die erste Antwort auf die Frage "Was will ich jetzt eigentlich?" ein Reflex unserer sozialen Gewohnheiten und Konventionen und setzt uns eigentlich und subtil unter Druck.

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