Arzt-Kolumne: Herzinfarkt trotz gesunder Lebensweise

PD Dr. Raphael Bruno gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema: Herzinfarkt trotz gesunder Lebensweise. 

"Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass jemand wie ich, der nicht raucht, sportlich und schlank ist, und auf gesunde, möglichst pflanzliche Ernährung achtet, einen Herzinfarkt erleiden kann“, erklärte mir ein 54-jähriger Patient, der zur Nachsorge kam. Meist wird das Herzinfarkt-Risiko mit Faktoren wie Übergewicht, mangelnder Bewegung, Rauchen und zu hohen LDL-Cholesterinwerten verbunden. Aber neben diesen Risiken gibt es auch eine weitere, weitgehend genetische Ursache, die das Herzinfarkt-Risiko stark erhöht. Dieses Risiko kann man mithilfe eines Bluttests feststellen. Ich empfehle jedem, diesen Bluttest einmal im Leben zu machen – am besten bereits in der Kindheit. Dabei wird untersucht, ob ein erhöhter Wert des Lipoproteins a vorliegt. Ist das der Fall, haben die Betroffenen lebenslang ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko. Genau dieses genetisch erhöhte Risiko traf auf meinen Patienten zu. Ich schickte ihn damals mit dem Notarztwagen ins Herzkatheterlabor. Alle seine Herzkranzgefäße waren stark erkrankt und entzündet.

Im Herzkatheterlabor wurde der ursächliche Gefäßverschluss mittels Draht sofort wieder geöffnet und sein Leben damit gerettet. Aber die koronare Herzerkrankung ist eine chronische Systemerkrankung, die Gefäßentzündung betrifft alle Gefäße des Körpers. Deshalb ist die Nachsorge so entscheidend! In der Tat war sein Lipoprotein-a-Wert deutlich zu hochLipoprotein a ist ein „Booster“ für Arteriosklerose. Gegen diese genetische Veranlagung gibt es bisher keine Therapie, und sie kann durch nichts beeinflusst werden. Da sich der genetisch bedingte Lipoprotein-a-Wert nicht senken lässt, müssen alle anderen Risikofaktoren minimiert werden. Wichtig ist, dass der LDL-Cholesterinwert medikamentös weit unten gehalten wird. Auch etwaiges Übergewicht abzubauen und sich viel zu bewegen sowie Stress zu vermeiden und den Blutdruck zu kontrollieren, kann die Erkrankung bekämpfen