13.03.2023 Arzt-Kolumne

Hüftschmerzen nie unterschätzen

Von Prof. Dr. Lukas Konstantinidis
Prof. Dr. Lukas Konstantinidis ist leitender Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Gelenk-Klinik Gundelfingen.
Prof. Dr. Lukas Konstantinidis ist leitender Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Fotoquelle: privat

Hüftschmerzen können viele Ursachen haben. Wichtig ist, den Schmerz nicht zu unterschätzen und sofort zum Arzt zu gehen. Warum das so wichtig ist, erklärt ein leitender Facharzt für Orthopädie.

„Ich habe immer mal wieder Schmerzen in der rechten Hüfte, nachdem ich beim Duschen vor einigen Monaten einmal ausgerutscht bin. Das tat weh, war aber nach ein paar Tagen vergessen. Seitdem habe ich Hüftschmerzen, die aber immer nur kurz anhalten. Ich hoffe nicht, dass ich nun kurz nach Beginn meiner Rente eine Hüftprothese benötige“, äußerte mir gegenüber in meiner Sprechstunde ein sorgenvoller 67-Jähriger seine Beschwerden.

Hüftschmerzen haben viele Ursachen. Neben Knorpelverschleiß und Fehlbelastungen können etwa Entzündungen oder Störungen der Muskeln, Sehnen und Nerven dahinterstecken. Bei Hüftschmerzen ist es wichtig, nicht zu lange mit dem Arztbesuch zu warten. Auch scheinbar harmlose, relativ schnell abklingende Beschwerden – etwa nach einem Sturz auf das Hüftgelenk – können zu irreversiblen Schädigungen wichtiger Strukturen der Hüfte führen. „Um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen, ist deshalb bei Ihnen eine Untersuchung mit bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder MRT empfehlenswert“, erklärte ich dem Rentner.

Generell gilt: Je früher die Ursache für die Schmerzen erkannt wird, desto schneller und besser kann dem Patienten geholfen werden. So erzielen im Frühstadium der Gelenkbeschwerden oft entzündungshemmende Medikamente oder physikalische Therapien wie etwa Wärmebehandlung gute Ergebnisse. Bleibt hingegen etwa eine Sehnenentzündung lange unbehandelt, so kann dadurch ein chronisches Schmerzsyndrom entstehen. Kein anderes Gelenk verschleißt so oft wie die Hüften. Arthrose ist die häufigste Ursache für Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Das Tückische daran: In der Regel verläuft der Krankheitsprozess über Jahre hinweg schleichend und unbemerkt. Treten erste Symptome auf, so ist die Knorpelschicht meist bereits stark geschädigt. Die Hüfte wird unbeweglich, schmerzhaft und steif. Am Ende einer Hüftarthrose steht oft das völlige Versagen des Gelenks. In diesem Fall kann ein künstliches Gelenk, eine sogenannte Prothese, Funktion und Komponenten des natürlichen Hüftgelenks ersetzen. Doch so weit muss es nicht kommen. Im Frühstadium einer Schädigung können mechanische Knorpelreibungen oft durch eine minimalinvasive Arthroskopie, also Gelenksspiegelung, beseitigt werden. „Rechtzeitig angewendet, hilft zudem Physiotherapie, den Bewegungsablauf zu korrigieren und das Gelenk zu entlasten“, versicherte ich dem 67-Jährigen. Ist der Patient noch jünger und der Defekt noch nicht zu groß, so lässt er sich vielfach auch durch eine Knorpeltransplantation oder ein anderes knorpelregeneratives Verfahren „reparieren“.

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