19.04.2016 Gesundheit

Arzt-Kolumne: Lass dir helfen!

Von Dr. Sabine Schonert-Hirz
Dr. Sabine Schonert-Hirz.
Dr. Sabine Schonert-Hirz. Fotoquelle: privat

Kann ich Dir helfen? Nein, danke, geht schon! Warum fällt es manchen Menschen so schwer, sich helfen zu lassen? Warum wollen Sie alles alleine tun, auch wenn klar ersichtlich ist, dass sie gerade überfordert und arg gestresst sind?

Für viele von uns bedeutet Hilfe anzunehmen, sich schämen zu müssen, sich klein, schwach und abhängig zu fühlen.

Eine Sorge, die ihre Wurzeln in der Kindheit hat. Damals war Hilflosigkeit eine Realität und wenn man sich erinnert, wie vehement Zweijährige ihr Recht auf Eigenständigkeit einfordern, weiß man, wie wichtig Eigenständigkeit und Unabhängigkeit für das Selbstgefühl sind.

Das energische "Alleine machen!" klingt allen Eltern noch deutlich in den Ohren. Viele lassen sich auch ungern helfen, weil sie andere nicht mit ihren Dingen belasten möchten. Leider wird durch diese Haltung oft wirklich notwendige Hilfe nicht oder erst viel zu spät angenommen. Und gerade derjenige, der auf andere Rücksicht nehmen möchte, sollte rechtzeitig die angebotene Unterstützung annehmen. Denn das geschieht ja nicht ohne Grund.

Andere machen sich berechtigte Sorgen, wenn sie sehen, wie jemand leidet oder dass jemand überfordert ist. Zu helfen ist dann auch ein Weg, diese Sorgen konstruktiv zu bewältigen.

Vielleicht denken Sie einfach mal an Ludwig XIV., den absoluten Monarchen. Er tat nichts, aber auch gar nichts alleine. Vom Aufstehen bis zur Nachtruhe wurde ihm jede Aktivität von seinen Dienstboten abgenommen, und das galt nicht als Entmündigung, sondern als Zeichen seiner Souveränität.

Er konnte sich die totale Bedienung leisten und jeder, der ihm ein wenig zur Hand gehen durfte, fühlte sich hoch geehrt! Auch Sie haben es verdient, sich gelegentlich ein wenig unter die Arme greifen zu lassen!

Und nun, liebe Schwestern: Gerade Männer helfen sehr, sehr gerne. Einer Frau etwas abzunehmen, sie zu unterstützen oder ihr etwas zu erleichtern, macht sie glücklich und stolz. Besonders, wenn sie ihre Hilfe freiwillig angeboten haben. Solange er das noch tut: Zugreifen!

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