23.02.2016 Gesundheit

Arzt-Kolumne: Sie wacht, er nervt

Dr. med. Hartmut Grüger ist Chefarzt der Klinik für Schlafmedizin Düsseldorf, Grand Arc, und Facharzt für Innere  Medizin und Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin.
Dr. med. Hartmut Grüger ist Chefarzt der Klinik für Schlafmedizin Düsseldorf, Grand Arc, und Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin. Fotoquelle: Klinik für Schlafmedizin Düsseldorf Grand Arc

Gemeinsame Nachtruhe? Von wegen! Im Schlaf liegen Welten zwischen Mann und Frau.

Frauen schlafen durchschnittlich eine halbe Stunde länger als Männer. Dies wird zum Dauerthema in deutschen Betten, wenn Männer abends lange fernsehen oder am Wochenende morgens früher als die Partnerin aus dem Bett flüchten.

Bei einer Messung der Gehirnströme zeigt sich tatsächlich, dass Frauen mehr Zeit benötigen, um in den Schlaf zu finden, und danach länger in der Tiefschlaf-Phase verweilen.

Aber nicht nur im gesunden Schlaf, auch bei Schlafstörungen machen sich die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bemerkbar: Das beginnt bereits bei den Ursachen. Diese sind bei Frauen abhängig vom Hormonspiegel, sei es während der Menstruation, Schwangerschaft, Stillzeit oder der Menopause.

Frauen greifen eher zu Schlafmitteln 

Auch bei den Symptomen finden sich Unterschiede. So leiden Frauen stärker unter Tagesmüdigkeit, ihre tatsächliche Sekundenschlafneigung ist indes geringer als die der Männer. Frauen empfinden ihren Schlaf häufiger als nicht erholsam, was dazu führt, dass sie eher zu Schlafmitteln greifen als Männer.

Auch leiden Frauen häufiger unter dem Syndrom der unruhigen Beine und periodischen Beinbewegungen, was eine Folge des besonders für Frauen symptomatischen Eisenmangels sein kann. Männer schnarchen dafür häufiger und lauter als Frauen und leiden doppelt so häufig unter nächtlichen Atemaussetzern. Auch die durchschnittliche Dauer von Atempausen ist bei Männern größer, und die daraus resultierenden Sauerstoffabfälle sind schwergradiger.

Von Atempausen besorgt

Die Geschlechtsunterschiede finden sich auch im Schlaflabor wieder. Dort werden in Deutschland viermal mehr Männer als Frauen untersucht. Daraus lässt sich aber nicht folgern, dass Frauen weniger unter Schlafstörungen leiden. Zum einen drängen die vom Schnarchen entnervten oder von Atempausen besorgten Partnerinnen ihre Männer zu einer ärztlichen Klärung.

Und zum anderen wird die Behandlung von nächtlichen Atempausen von Betroffenen oft als dringlicher eingeschätzt als die Behandlung von Einschlafstörungen.

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