19.08.2024 Arzt-Kolumne

So hilft die Natur gegen Gelenkschmerzen

Von Dr. Martin Rinio
Dr. Martin Rinio ist ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Ein Behandlungsschwerpunkt des Facharztes für Orthopädie, Chirurgie und Unfallchirurgie sind Hüftgelenk und Endoprothesen.
Dr. Martin Rinio ist ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Ein Behandlungsschwerpunkt des Facharztes für Orthopädie, Chirurgie und Unfallchirurgie sind Hüftgelenk und Endoprothesen. Fotoquelle: privat

„Wenn es in ein paar Wochen herbstlich kühl wird, fangen meine Gelenke sicher wieder an zu schmerzen. Gibt es natürliche Methoden, mit denen ich selbst etwas Wirksames dagegen tun kann?“, fragte mich kürzlich eine 53-jährige Patientin in meiner Sprechstunde. „In der Tat spüren besonders viele Betroffene Gelenkschmerzen in der kühlen und feuchten Jahreszeit. Ursache ist vermutlich der heruntergefahrene Stoffwechsel. Aufgrund Ihrer Frage nach wirksamen natürlichen Methoden der ‚Selbstbehandlung‘ empfehle ich Ihnen unter anderem Arzneimittel pflanzlicher Herkunft. Diese sind insbesondere im Anfangsstadium eine gute, aber leider oft vernachlässigte Alternative bei Schmerzschüben in Knien, Fingern oder Hüften“, erklärte ich der Patientin. 

Dass Extrakte der durchblutungssteigernden Brennnessel die entzündungsfördernden Botenstoffe in den Gelenkkapseln (Zytokine) beeinflussen, belegen Laborversuche. Wirksamer als Tees ist mit Sicherheit die Einnahme höherer Konzentrationen in Form von Dragees oder Tabletten. Der Extrakt der afrikanischen Teufelskrallen-Wurzel kann dank seines entzündungshemmenden Effekts bei Arthrose-Schmerzen günstig wirken. „Bei länger anhaltenden Beschwerden ist aber auch dieses Präparat kein Ersatz für die orthopädische Standard-Therapie“, erklärte ich der Patientin. Wohltuend bei akuten Gelenk- und Rückenschmerzen können auch Wärmeanwendungen sein. So regen beispielsweise Wärmepflaster dank ihres Cayennepfeffer-Extraktes die Durchblutung ist aber auch dieses Präparat kein Ersatz für die orthopädische Standard-Therapie“, erklärte ich der Patientin. Wohltuend bei akuten Gelenk- und Rückenschmerzen können auch Wärmeanwendungen sein. So regen beispielsweise Wärmepflaster dank ihres Cayennepfeffer-Extraktes die Durchblutung der Haut an und wirken schmerzstillend. Und auch Infrarotlicht ist durch seine tief eindringende Wärme eine bewährte Anwendungsoption. 

Ein altbewährtes Hausmittel im Kampf gegen Gelenkschmerzen sind Wärmflaschen. Temperaturen von 40 Grad und mehr können aber auch bei langem Gebrauch schädlich sein. Der Einsatz über Nacht sollte deshalb vermieden werden. Besonders entspannend an tristen, kühlen Tagen sind darüber hinaus warme Vollbäder, wenn Nacken, Schultern, Knie oder Füße schmerzen: Die Wärme lockert das Gewebe und hilft so bei Gelenkschmerzen beziehungsweise Verspannungen. Hilfreich bei Gelenkschmerzen sind auch sanfte Massagen mit ätherischen Ölen, etwa von Eukalyptus, Lavendel oder Rosmarin. Diese Öle werden verdünnt in die Haut einmassiert und wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd. Ein weiteres bewährtes Mittel bei Gelenkschmerzen sind Wickel, beispielsweise aus Quark. Die darin enthaltene Milchsäure hemmt Entzündungen und lindert Schmerzen. 

Nachdrücklich wies ich die Patientin darauf, dass all diese "SOS-Maßnahmen" nur bei kurzzeitigen und "erträglichen" Schmerzen eine Option sein sollten. Dauern die Symptome mehrere Tage an oder werden immer stärker, so ist ärztliche Abklärung erforderlich. Kommen weitere Beschwerden wie etwa starke Schwellungen, Hautrötungen, Atemnot, Schüttelfrost oder Fieber hinzu, so ist sofortige ärztliche Hilfe angebracht. 

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