17.02.2025 Arzt-Kolumne

Stress und Knochengesundheit: Wie psychische Belastung die Heilung hemmt

Von Dr. Julia Fischer
Dr. Julia Fischer moderiert mittwochs um 20.15
Uhr die SWR-Gesundheitssendung „Doc Fischer“,
ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“
(ARD). Als Host des „ARD Gesund“-YouTube-Kanals
erklärt sie medizinische Themen.
Dr. Julia Fischer moderiert mittwochs um 20.15 Uhr die SWR-Gesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des „ARD Gesund“-YouTube-Kanals erklärt sie medizinische Themen. Fotoquelle: © SWR/Patricia Neligan

Verletzungen, die einfach nicht heilen. Und das, ohne dass es eine medizinische Erklärung dafür gibt. „Ich habe 2018 einen Autounfall gehabt und mir das Schlüsselbein gebrochen. Seitdem versucht man, das wieder zusammenzubekommen, was bisher
nicht funktioniert hat“, berichtet die 34-jährige Patientin aus meiner Sendung. Mehrere Operationen hatte sie inzwischen hinter sich, doch ihr Knochen wollte einfach nicht heilen. Die Ärzte waren ratlos, denn keine der typischen Risiken, die eine Knochenheilung erschweren können – wie Rauchen oder Diabetes – trafen auf sie zu. Schließlich rückte ein anderer Faktor in den Fokus: Stress.

Stress kann weitreichende Auswirkungen auf den Körper haben – das zeigt auch die Forschung von Dr. Konrad Schütze und Professor Stefan Reber von der Uniklinik Ulm. „Das Neue ist, dass es sowohl in der klinischen als auch in der präklinischen Forschung Hinweise darauf gibt, dass Stress zu einer gestörten Frakturheilung führt“, erklärt Professor Reber. In einer Studie mit Patienten, die Brüche im Sprunggelenk erlitten hatten, zeigte sich, dass diejenigen mit einem hohen Stresslevel vor der Verletzung schlechtere Heilungsverläufe hatten.

Auch bei der Patientin aus der Sendung vermutete Dr. Schütze, dass der psychische Druck ihren Heilungsprozess negativ beeinflusst hat. Dazu kommt: „Je länger das Ganze geht, desto mehr Stress hat man selbst auch mit den Kostenträgern und dem
Arbeitgeber“, schildert die 34-Jährige. Auch das sei belastend. Doch endlich gibt es gute Nachrichten: Nach der letzten Operation und bewusster Stressreduktion ist ihr Knochen nun tatsächlich verheilt. „Endlich!“ sagt sie erleichtert. tress zu reduzieren, war für die Patientin ein wichtiger Schritt in Richtung Genesung. „Ich bin letztes Jahr dann ein paar Mal in den Urlaub gefahren. Danach fühlt man sich auch gleich viel besser, hat neue Hoffnung“, berichtet sie. Für sie scheint nun ein neues Kapitel zu beginnen – eines ohne ständige Schmerzen und Unsicherheiten. Einmal mehr zeigt sich, wie eng Körper und Psyche miteinander verbunden sind, und dass Heilung manchmal mehr erfordert als nur medizinische Eingriffe.

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