27.05.2024 Arzt-Kolumne

Vulvitis – wenn es unten brennt wie Feuer

Von Dr. Melanie Ahaus
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Dr. Melanie Ahaus ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen in Sachsen. Fotoquelle: privat

Dr. Melanie Ahaus gibt in der Arzt-Kolumne Informationen und Ratschläge zum Thema Vulvitis.

Kürzlich besuchte mich eine junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter in meiner Sprechstunde. Als ich sie fragte, aus welchem Grund sie mit der Fünfjährigen zu mir kam, druckste sie ein wenig herum und erklärte dann: „Meine Tochter hat Schmerzen an der Mumu, sie sagt, sie juckt wie verrückt, vor allem beim Pipi machen.“ Rot sei sie auch und oft sei „Ausfluss“ in der Unterhose, so die Mutter. Sie bat mich, ob ich mir das mal anschauen könnte.

Im Medizinstudium kommen „Mumus“ nicht vor, aber ich weiß natürlich, um was es geht. Bei der folgenden Untersuchung sah ich schnell, was die Fünfjährige quälte. Der gesamte Vulvabereich war rot entzündet. „Ihre Tochter hat eine Entzündung im Vulvabereich, das ist nichts Ungewöhnliches und zum Glück nichts Schlimmes“, erklärte ich der Mutter. Das Immunsystem von Kleinkindern ist noch nicht ausgereift und kann schädliche Keime schlechter abwehren. Begünstigt wird das durch falsche, zum Teil auch übertriebene Intimhygiene und beispielsweise durch das Benutzen von Feuchttüchern. „Aber woher kommt dieser furchtbare Geruch?“, wollte die Mutter noch wissen. Tatsächlich müffelte die Unterhose des Kindes arg nach Fisch. Aber auch das ist nichts Ungewöhnliches. Der Harnstoff des Urins wird durch die Enzyme der Bakterien zu Ammoniak abgebaut. Dieser Ammoniak erzeugt den beißenden Fischgeruch.

Die Therapie einer Vulvitis, wie das Leiden der Fünfjährigen wissenschaftlich heißt, ist relativ einfach. Zunächst muss die angegriffene Haut wieder heilen. Die Mutter sollte den Bereich anfangs mehrfach täglich beispielsweise nach dem Toilettengang behutsam mit einer heilungsfördernden Tinktur aus der Apotheke abtupfen, alternativ Schwarzteelösung verwenden oder den Bereich kurz abduschen.

„Schwarztee ist auch hilfreich als Sitzbad. Danach können Sie eine Wundschutzcreme auftragen. Und dann ist die richtige Sitzhaltung auf der Toilette wichtig. Zu Hause können Sie einen kleinen Hocker vor die Toilette stellen oder einen Toilettensitz-Verkleinerer verwenden. Falls das nicht möglich ist: „Üben Sie mit ihrer Tochter den Pippi-Langstrumpf-Sitz, also ‚falsch herum‘ auf dem Toilettensitz zu sitzen“, riet ich der Mutter. So wird verhindert, dass das Kind in die Toilette rutscht und sich Urin in der Scheide sammelt und dort Ammoniak entsteht.

Der vermeintliche „Ausfluss“ ist nämlich meist eingetrockneter Urin. Wichtig ist es, am Ende des Wasserlassens den Vulvabereich äußerlich von vorne nach hinten und nicht von hinten nach vorne mit einem trockenen weichen Papier abzutupfen. Auf keinen Fall sollten irgendwelche „Pilzcremes“ angewendet werden, denn das macht es oft noch schlimmer. Mit den beschriebenen einfachen Maßnahmen ist das Risiko gering, dass „die Mumu immer wieder brennt“.

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