22.09.2025 Arzt-Kolumne

Was bei einem Überbein hilft

von Bastian Marquaß
Ein Ganglion, oft als "Überbein" bezeichnet, ist eine flüssigkeitsgefüllte Zyste, die an Gelenken oder Sehnenscheiden auftritt. Obwohl oft harmlos, kann es bei einigen Betroffenen Beschwerden verursachen. Verschiedene Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung, von konservativen Ansätzen bis zur Operation.
Privatdozent Dr. Bastian Marquaß ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin der Gelenk-Klinik Gundelfingen.
Privatdozent Dr. Bastian Marquaß ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Fotoquelle: privat

„Was kann das nur sein?“, fragte mich ein 37-jähriger Patient neulich in der Praxis und wies auf eine erbsengroße Beule an seiner Hand. Nach sorgfältigem Abtasten der prall-elastischen, nicht verschiebbaren Schwellung und der umliegenden Bereiche sprach vieles für die Diagnose „Ganglion“.

Obwohl ein Ganglion keine Knochenwucherung ist, wird es im Volksmund „Überbein“ genannt. Dabei handelt es sich um eine flüssigkeitsgefüllte Zyste, die sich im Bereich von Gelenken oder Sehnenscheiden direkt unter der Haut ausbildet. Am häufigsten kommen die Schwellungen an der Hand vor. Aber auch an den Grundgelenken von Fingern oder Fußrücken sind sie oft zu finden. Seltener treten sie etwa an Knie, Hüfte oder Schulter auf. Betroffen davon sind meist junge Erwachsene zwischen 20 und 40 Jahren.

Während die Ausstülpungen bei manchen Betroffenen ein rein kosmetisches Problem sind, verursachen sie bei anderen mehr oder weniger unangenehme Beschwerden – abhängig davon, wo die Schwellung sitzt und wie groß sie ist. Im Falle meines Patienten waren dies zum Beispiel eine zunehmende Kraftlosigkeit der Hand und immer wieder aufflackernde, krampfartige Schmerzen, die beim Arbeiten auftraten. Möglich sind auch Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Lähmungserscheinungen, wenn das Ganglion auf einen Nerv drückt.

Weshalb ein Ganglion überhaupt entsteht, ist bis heute nicht eindeutig wissenschaftlich geklärt. Häufiger Auslöser sind jedoch eine Schwächung des Kapsel- oder Sehnengewebes. Manchmal bilden sich Ganglien auch in Folge von Verletzungen oder Erkrankungen von Gelenkkapseln und Sehnenscheiden. In vielen Fällen bildet sich ein Ganglion von selbst wieder zurück. Verursacht es Beschwerden, wie im Falle des 37-Jährigen in meiner Sprechstunde, oder stört es kosmetisch, so können verschiedene Behandlungsmethoden helfen.

Nach Absicherung der Anfangsdiagnose durch Ultraschall empfehle ich meinem Patienten: „Ich rate Ihnen zur Ruhigstellung des betroffenen Gelenks, entzündungshemmenden Medikamenten wie beispielsweise NSAR und Physiotherapie. Auch Akupunktur kann hilfreich sein. Alte Hausmittel wie Heilerde, warme Kompressen oder Arnika- und Beinwellbalsam können bei einem schmerzhaften Überbein ebenfalls durch Linderung überzeugen.“

Zeigt die konservative Behandlung nicht die gewünschte Wirkung oder drückt das Ganglion auf einen Nerv, so ist meist eine operative Entfernung erforderlich. Doch auch damit ist die Rezidiv-Quote sehr hoch, also das mögliche Wiederauftreten eines Überbeins.