"Habe ich Arthrose oder eine Sehnenscheidenentzündung?“ Das fragte mich eine 53-jährige Patientin kürzlich. Seit Wochen litt sie immer wieder unter Schulterschmerzen. Ich erklärte ihr, dass es dafür viele, meist harmlose Gründe geben könne: „Häufig sind einfach zu schwache, wenig trainierte Muskeln oder Bewegungsmangel Auslöser für schmerzhafte Schulterprobleme – nicht zuletzt durch starres stundenlanges Sitzen vor dem PC. Diese dauerhaften Verspannungen durch Fehl- oder Schonhaltungen sind nicht nur schmerzhaft, sondern können auch die Mobilität der Schulter erheblich einschränken.“ So war es auch bei der Patientin, wie eine gründliche Untersuchung ergab. „Machen Sie mindestens zwei bis drei Tage die Woche kontinuierlich Übungen. Diese können dabei helfen, die Spannung in der Muskulatur zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern“, riet ich ihr. Ebenso simpel wie wirkungsvoll ist etwa die „Armpendel“-Übung: Dabei einfach den Arm locker herabhängen lassen und die Schulter – eventuell mit leichtem Gewicht in den Händen – locker hin- und herschwingen. Die Bewegung fördert die Bildung der Gelenkschmiere sowie die Regeneration des Gelenkknorpels bei Arthrose. Ich erklärte auch eine Anleitung zur Dehnung der Nackenmuskulatur: „Aufrecht stehend oder sitzend, drücken Sie die Schulter auf der zu dehnenden Seite nach unten Richtung Boden. Neigen Sie Ihren Kopf zu der Seite, die Sie nicht dehnen möchten. Nun beugen Sie Ihren Kopf leicht nach vorne, bis Sie eine Dehnung im Schulter-Nacken-Bereich verspüren. Möchten Sie die Dehnung verstärken, so legen Sie Ihre freie Hand auf dem Kopf ab und erhöhen damit den Zug. Halten Sie diese Dehnung für etwa 30 Sekunden.“ Ideal zur Stärkung der Schulter-Muskulatur ist ein gezieltes sportliches Training. Ratsam ist es, vor dem Start das Bewegungsprogramm mit dem Orthopäden oder Sportmediziner zu besprechen. Empfehlenswert sind Walking, Joggen, Radfahren oder etwa Brustschwimmen.
Ab dem 40. Geburtstag steigt die Schultererkrankungs-Rate deutlich an. Das Problem hierbei: Vielfach warten die Betroffenen zu lange, bevor sie in die Praxis kommen. Dabei ließen sich die Beschwerden durch frühe ärztliche Hilfe meist relativ gut in den Griff bekommen. Eine Arthrose etwa lässt sich zwar nicht vollständig heilen. Aber bei frühzeitiger Behandlung (etwa Physiotherapie, Wärme-Anwendungen, Basen-Wickel) kann der Verlauf der Erkrankung abgemildert, die Schulter stabilisiert und entzündungsbedingtem Knorpelabbau entgegengewirkt werden. Umgehende ärztliche Hilfe ist erforderlich bei sehr starken Schmerzen oder plötzlich auftretenden linksseitigen Schulterbeschwerden (manchmal in Verbindung mit Schmerzen hinter dem Brustbein und Atemnot). Dasselbe gilt beim Auftreten von Gefühlsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln sowie Steifheit und Unbeweglichkeit von Arm und Schulter. Treten über mehrere Wochen immer wieder Schulterschmerzen auf, so ist ebenfalls eine orthopädische Klärung erforderlich.