„Passiert ist es ausgerechnet beim ersten Besuch bei der Großmutter. Wir saßen alle gemütlich am Kaffeetisch und die frischgebackene Oma hielt unser neun Wochen altes Baby im Arm. Mit der freien Hand griff sie zur Kaffeetasse, als das Beinchen meiner Tochter kurz zuckte und der Kaffee sich über sie ergoss. Zum Glück haben sich beide nicht verbrüht, aber der Schreck war groß“, berichtete mir vor wenigen Tagen eine junge Mutter in meiner Sprechstunde, als ich sie fragte, wie es mit dem Säugling so klappt. Geschichten wie diese erzählen mir Eltern häufiger bei den ersten Vorsorgen. Ich nutze dann die Gelegenheit, um über die typischen Unfallgefahren im ersten Lebensjahr aufzuklären. Denn auch wenn Babys in der Regel dann noch nicht laufen, sind sie doch erstaunlich wendig, und es können gefährliche Situation entstehen. Am besten überlegen Eltern daher gleich in den ersten Lebenstagen ihres Kindes, wie sie Unfallrisiken möglichst minimieren.
Einer der größten Unfallschwerpunkte im Haushalt ist die Wickelkommode. Ein Kind kann sich in den ersten Lebensmonaten noch nicht eigenständig umdrehen. Aber wenn es heftig strampelt und mit den Armen rudert, kann es passieren, dass es über die Kante des Wickeltisches rutscht und hinunterfällt. „Lassen Sie es daher nie unbeaufsichtigt auf der Wickelkommode, aber auch nicht auf dem Sofa oder in der Babywippe liegen – auch wenn es an der Tür klingelt oder jemand anruft“, lautet mein Rat, den ich allen frischgebackenen Eltern gebe.
Spätestens ab dem dritten Monat können sich Babys spontan umdrehen – zunächst zur Seite, wenig später auch vom Bauch auf den Rücken und schließlich umgekehrt. Sie interessieren sich immer stärker für ihre Umgebung, können nun schon etwas entferntere Dinge sehen und Gegenstände festhalten. Mit etwa vier bis fünf Monaten beginnen sie, gezielt nach etwas zu greifen. „Was Ihr Kind dann zu fassen bekommt, steckt es in den Mund, um es zu erforschen. Lassen Sie daher nichts Gefährliches in Reichweite Ihres Kindes stehen, keine Gläser, keine heißen oder gar giftigen Flüssigkeiten wie zum Beispiel Haushaltsreiniger, Medikamente oder Alkohol, keine Kabel, keine Kleinteile, die es ‚einatmen‘ könnte. Sprechen Sie das bitte unbedingt auch mit den Großeltern ab“, riet ich der Mutter.
Gegen Ende des ersten Lebensjahres können die meisten Kinder frei sitzen. Manche Kinder beginnen jetzt schon, sich selbstständig hochzuziehen, an Möbeln entlangzugehen oder sogar schon frei zu laufen. „Tischdecken, an denen Ihr Kind sich hochziehen kann, sind dann eine Gefahr; ebenso Elektrogeräte wie beispielsweise heiße Bügeleisen oder Wasserkocher, deren Kabel herabhängen, können zu schweren Unfällen führen und natürlich auch ungesicherte Steckdosen. Am besten krabbeln Sie auf allen Vieren durch Ihre Wohnung und schauen sich an, wo die Unfallgefahren lauern. Ihre vorausschauende Wachsamkeit ist der beste Garant dafür, dass Ihr Kind sicher vor Unfällen aufwächst“, gab ich der Mutter mit auf den Weg.