„Ich wache jede Nacht auf und bin morgens wie gerädert – können Sie mir ein Schlafmittel empfehlen?“, fragte mich vor Kurzem eine Stammkundin in meiner Apotheke. Sie wirkte erschöpft, auch weil sie sich seit einigen Monaten um ihre pflegebedürftige Schwiegermutter kümmert. „Es tut mir leid, dass Sie nicht gut schlafen können. Ich kann Ihnen gerne etwas empfehlen. Was haben Sie denn schon versucht?"
Schlafstörungen sind weit verbreitet. Die Ursachen sind vielfältig, zum Beispiel Stress, aber auch chronische Schmerzen oder Lärm kommen in Frage. Einige Medikamente können den Schlaf ebenfalls stören, etwa blutdrucksenkende Betablocker der Schilddrüsenhormone. Wenn die Schlafstörungen länger als drei bis vier Wochen anhalten, rate ich zu einem ärztlichen Check.
"Alkohol ist kein gutes Schlafmittel. Er fördert zwar das Einschlafen, aber oft wacht man nachts auf oder der Schlaf ist nicht erholsam", erklärte ich ihr. Bessere Hausmittel seien Schlafrituale, wie abends ein Glas Milch mit Honig zu trinken. "Pflanzliche Schlafmittel, zum Beispiel mit Baldrian oder Hopfen, kann ich gut empfehlen. Da brauchen Sie allerdings ein wenig Geduld, denn ihre Wirkung setzt erst nach ein paar Wochen ein. Der Vorteil: Diese können Sie langfristig einnehmen.
Meine Patientin hatte das schon probiert und fragte nach etwas Stärkerem. „Ohne Rezept gibt es auch synthetische Schlafmittel. Der Fachbegriff ist ‚H1-Antihistaminika‘ und die Arzneistoffe wurden ursprünglich gegen Allergien entwickelt. Diese Medikamente sollten Sie nicht länger als zwei Wochen einnehmen.“ Sie sollten am frühen Abend eingenommen werden. Werden Sie bei Durchschlafstörungen hingegen erst mitten in der Nacht angewendet, wirken sie noch am nächsten Morgen dämpfend. Der Fachbegriff dafür ist ‚Hang-over‘. Dann wäre man morgens nicht fit genug, um mit dem Auto oder dem Rad zur Arbeit zu fahren. „Es gibt auch rezeptfreie Präparate mit dem körpereigenen Schlafhormon Melatonin, die beim Einschlafen oder bei Jetlag helfen. Pro Tag dürfen Sie höchstens fünf Milligramm Melatonin nehmen, für maximal drei Wochen.“ Melatonin ist auch in einigen Kombipräparaten enthalten.
Zum Schluss riet ich meiner Patientin: „Wenn die rezeptfreien Schlafmittel nicht ausreichen, sprechen Sie bitte mit Ihrer Ärztin. Sie kann Ihnen sehr wirksame rezeptpflichtige Präparate verordnen. Aber auch diese sollten Sie besser nicht langfristig einnehmen, da sie abhängig machen können.“