„Seit einiger Zeit fühle ich mich erschöpft und niedergeschlagen. Zudem habe ich auffallend an Gewicht zugenommen und das trotz diverser Diäten in den letzten Monaten“, klagte vor Kurzem eine 33-jährige Lipödem-Patientin in meiner Sprechstunde. Da die von ihr geschilderten Symptome typisch für die Schilddrüsen-Erkrankung Hashimoto-Thyreoiditis waren, empfahl ich meiner Patientin eine medizinische Klärung. „Die Schilddrüse ist nur wenige Zentimeter klein, aber für unseren Körper ist sie von größter Bedeutung. Ist die Schilddrüse in ihrer Funktion gestört, so kann das erhebliche Folgen für unseren gesamten Hormonhaushalt, den Stoffwechsel und Kreislauf haben“, erklärte ich.
Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung. Diese führt zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse und, in Folge davon, zu deren Unterfunktion. Herzrasen, Schwitzen und Durchfälle sind nur einige der weiteren möglichen gesundheitlichen Folgen. Doch nicht nur bei organischen Prozessen spielt die Schilddrüse eine zentrale Rolle. Auch auf unsere Psyche hat dieses kleine Organ wesentlichen Einfluss. Kommt es zu einer Unterfunktion, so kann das eine Depression verstärken oder sogar auslösen. Das Problem: Da sich die Symptome meist langsam entwickeln, dauert es häufig lange Zeit, bis sie richtig diagnostiziert und behandelt werden können.
Auf meinen Rat hin konsultierte meine Patientin einen Internisten. Dieser bestätigte mit Hilfe von Ultraschall-Aufnahmen und einer gründlichen Labordiagnostik meine Annahme. Wie sehr viele Lipödem-Betroffene, so litt auch die 33-Jährige unter einer Hashimoto-Thyreoiditis. Diese Erkrankung entsteht, wenn Antikörper im eigenen Körper die Zellen der Schilddrüse angreifen. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunreaktion. Ob ein kausaler Zusammenhang zur Lipödem-Erkrankung besteht, können wir derzeit wissenschaftlich nicht nachweisen.
Von der Hashimoto-Erkrankung sind hierzulande rund zehn Prozent aller Menschen betroffen – in der Mehrzahl Frauen in den Wechseljahren. Die Ursachen sind nicht eindeutig belegt. Neben der Genetik dürften aber auch Infektionen, Stress, Umwelteinflüsse sowie andere Faktoren eine Rolle bei der Entstehung spielen. Heilbar ist die Schilddrüsen-Entzündung nicht. Hilfreich sind Schilddrüsenhormone in Tablettenform, Sport sowie eine entzündungshemmende, kohlenhydratarme, jodarme Ernährung. Diese Maßnahmen halfen auch meiner Patientin dabei, ihre Beschwerden erheblich zu lindern und ihr Gewicht wieder etwas zu reduzieren.