13.01.2025 Arzt-Kolumne

Wundbehandlung nach OP – wer ist zuständig?

Von Physician Assistant Hendrik Bollen
Hendrik Bollen ist Physician Assistant und Projektmanager für die Stabsstelle Unternehmensentwicklung an der Universitätsmedizin Essen.
Hendrik Bollen ist Physician Assistant und Projektmanager für die Stabsstelle Unternehmensentwicklung an der Universitätsmedizin Essen. Fotoquelle:  Fabian Schneidereit

„Ach, Sie sind gar kein Arzt?“, fragte mich vor einiger Zeit ein 56-jähriger Patient verwundert, nachdem ich schon mehrere Tage in Folge seine Wunde ärztlich behandelt hatte. Er erkundigte sich bei mir, ab wann er das Bein wieder belasten dürfe.

Ich musste ihn mit dieser Frage an den diensthabenden Arzt in der nächsten Visite verweisen. Denn als Physician Assistant darf ich zwar viele Tätigkeiten eines Assistenzarztes und damit auch die Wundbehandlung nach der operativen Entfernung eines Tumors in der Orthopädie übernehmen, wegen der ich den Patienten behandelte. Aber über die Diagnose und Therapiemaßnahmen eines Patienten darf ich nicht entscheiden.

Das Berufsbild des Physician Assistant ist noch neuartig in Deutschland. Für die einen sind wir die neue Generation der medizinischen Berufe, für die anderen eine Art Assistenzarzt. Unser Studium ist mit sechs bis acht Semestern zwar kürzer als ein Medizinstudium, trotzdem lernen wir, anspruchsvolle ärztliche Tätigkeiten selbstständig zu übernehmen, die von Ärzten an uns übertragen werden. Das kann ein Aufnahmegespräch sein, aber ebenso die Auswertung von Laborergebnissen oder die Behandlung von Wunden. Wir können auch eine Drainage legen oder bei Operationen assistieren. Diagnose und Therapie werden hingegen vom Arzt bestimmt. Davor und danach können wir immer übernehmen.

Während die Oberärzte also im OP sind und die Assistenzärzte im Schichtdienst auf der Station, arbeiten wir zum Beispiel auf der Station und können die Patienten dort medizinisch betreuen. Wir verfügen über ein tiefgreifendes medizinisches Fachwissen, und da wir immer auf der Station sind, sind wir auch organisatorisch stets auf dem Laufenden. Wir kennen die Abläufe und Patienten gut und haben den Überblick über alles. Das ist ein echter Mehrwert. Wir sind Ansprechpartner, die den Überblick für die ärztlichen Kollegen bewahren. Davon profitieren auch die Pflegekräfte auf der Station. Wir sind nah am Patienten und können das andere Fachpersonal immer schnell auf Augenhöhe über deren aktuellen Zustand informieren. Damit sind wir eine kompetente Unterstützung für Ärzte. In Zeiten des Ärztemangels können wir – nicht nur, aber auch – in Zeiten der Spitzenbelastungen für Entlastung sorgen. Das dient am Ende auch dem Wohlbefinden von Patienten.

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