27.07.2020 Arzt-Kolumne

Den richtigen Therapeuten finden

Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Ärztlicher Direktor der Röher Parkklinik (Privatklinik) in Eschweiler bei Aachen.
Dr. Andreas Hagemann ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Ärztlicher Direktor der Röher Parkklinik (Privatklinik) in Eschweiler bei Aachen. Fotoquelle: Engels

"Bis ich zu Ihnen kam, habe ich mich immer wieder gefragt: Wie finde ich einen guten Therapeuten?", berichtete mir eine 45-jährige Patientin, die sich seit Kurzem in meiner Behandlung befindet. Das ist verständlich. Denn für Verwirrung bei der Expertensuche sorgt oftmals die Vielzahl der Berufsbezeichnungen. Und auch die verschiedenen Therapieangebote und methodischen Schwerpunkte stellen viele vor eine Herausforderung.

Bei einigen Erkrankungen kann dies relativ eindeutig beantworten werden. So lassen sich beispielsweise Phobien erfahrungsgemäß gut und zuverlässig in einer Verhaltenstherapie behandeln. Bei anderen Erkrankungen ist es jedoch nicht so eindeutig, die verschiedenen Therapieschulen gleichen sich immer mehr an. Hilfreiche Aspekte der Verhaltenstherapie beispielsweise finden sich in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wieder und umgekehrt.

Doch egal, welche Therapie gewünscht wird, generell ist es bis zur ersten Sitzung in der Regel ein langer Weg. Wartezeiten von drei, vier Monaten sind üblich. Wer nicht so lange warten will oder kann, dem empfiehlt sich als "Erste-Hilfe-Maßnahme" die vor einigen Jahren eingeführte "Akutsprechstunde beim Psychotherapeuten". Der Vorteil: Betroffene können kurzfristig mit einem Therapeuten über ihre Probleme sprechen und sich über geeignete Therapiemöglichkeiten beraten lassen. Der Nachteil: Da rund zehn Prozent der therapeutischen Kapazität durch die Akutsprechstunden gebunden werden, werden die Wartezeiten für eine reguläre Therapie oftmals noch länger. Zudem müssen sich Betroffene nach der ersten Entlastung oft jemand Neuem anvertrauen.

Wichtiger als die passende Therapiemethode und ein kompetenter Experte ist der zwischenmenschliche Aspekt. Deshalb sollten Patienten im Erstgespräch unbedingt darauf achten, ob "die Chemie" stimmt. Stellt sich wider Erwarten nach den ersten Sitzungen heraus, dass man die falsche Wahl getroffen hat, so ist in der Regel ein Therapeutenwechsel kein Problem – vorausgesetzt, es ist alternativ auch ein Therapieplatz vorhanden. Die ersten fünf Sitzungen werden daher auch probatorische Sitzungen genannt.

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