02.05.2023 Arzt-Kolumne

Herzkrankheiten und COPD treten oft gemeinsam auf

Professor Dr. Frederik Trinkmann ist der Geschäftsführende Oberarzt der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg in der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin.
Professor Dr. Frederik Trinkmann ist der Geschäftsführende Oberarzt der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg in der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin. Fotoquelle: privat

Atemnot kann auf eine Erkrankung des Herzens hindeuten, zum Beispiel auf eine Herzschwäche oder eine koronare Herzkrankheit. Ein Arzt erklärt, wann Sie handeln sollten.

Wenn ich mich leicht anstrenge, bekomme ich schnell Atemnot und Herzklopfen. Ich dachte immer, das liegt allein an meiner Lungenerkrankung. Mit den Jahren ist es schlimmer geworden. Kann auch noch etwas anderes dahinterstecken?“ Das fragte mich vor ein paar Tagen eine besorgte 68-jährige Patientin mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung, der sogenannten COPD. „Atemnot bei körperlicher Belastung ist ein typisches Symptom der COPD. Wenn die Lungenerkrankung fortschreitet, können die Beschwerden beim Luftholen auch schon in ruhigen Situationen einsetzen“, antwortete ich der Patientin.

Atemnot kann aber auch auf eine Erkrankung des Herzens hindeuten, zum Beispiel auf eine Herzschwäche oder eine koronare Herzkrankheit (KHK). Bei der KHK sind die Blutgefäße verengt, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen.

Ursache sind cholesterinhaltige Ablagerungen in den Blutgefäßen. Wird ein Blutgefäß verschlossen, weil sich beispielsweise ein Blutgerinnsel löst, kommt es zum Herzinfarkt. Zu den möglichen Beschwerden einer koronaren Herzkrankheit zählen Schmerzen im Bereich der Brust. In der Regel stehen bei Frauen und älteren Menschen allerdings Beschwerden wie Kurzatmigkeit oder Herzklopfen im Vordergrund.

Herz- und Lungenerkrankungen kommen häufig gemeinsam vor. Da die Symptome sehr ähnlich sind, kann dies die richtige Diagnose beider Krankheiten erschweren. Bestimmte Medikamente wie das Notfallspray oder Cortisontabletten können dann zu Herzrhythmusstörungen führen und die Symptome noch verstärken, anstatt sie zu verbessern. Eine Studie hat dies anhand der Langzeitdaten von rund 1600 Bundesbürgern mit stabiler COPD untersucht. Diese hat ergeben, dass nahezu ein Fünftel der Teilnehmer an einer KHK oder Herzschwäche leidet oder bereits einen Herzinfarkt erleiden musste. Im Gegenzug hat fast ein Drittel der Patienten mit Herzschwäche auch eine COPD. Durch Wechselwirkungen untereinander können sich Beschwerden wie Atemnot verstärken und Betroffene stark belasten. Auch das Risiko, an einem Herzinfarkt zu versterben, ist für COPD-Patienten erhöht.

Gerade bei Lungenpatienten sollte daher auch die Gesundheit des Herzens im Auge behalten werden. Auf der anderen Seite ergibt es bei Herzpatienten Sinn, auch die Lunge als Ursache von Luftnot in Betracht zu ziehen. So lassen sich Erkrankungen dieser Organe frühzeitig entdecken und behandeln.

Ich habe die Patientin über die Zusammenhänge zwischen Lungen- und Herzerkrankungen aufgeklärt und ihr bei einem Kollegen gleich einen Termin für eine Herzuntersuchung geben lassen.

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